Wärmebild-Vorsatzgeräte richtig einschießen und verwenden

Uns erreichen in letzter Zeit immer mehr Anfragen bezüglich Wärmebildvorsatzgeräten und deren Verwendung. Da im Saarland der gesetzliche Rahmen für die Verwendung solcher Geräte geschaffen wurde, möchten wir versuchen einige Fragen zu diesem Thema zu klären. Fragen wie: 

  • Muss ich ein Wärmebildvorsatzgerät einschießen? 
  • Kann ich eine Treffpunktkorrektur vornehmen? 
  • Wie schieße ich ein Wärmebildvorsatzgerät am besten ein? 
  • Wie soll ich den Adapter einstellen? 

Wärmebildvorsatzgeräte haben den enormen Vorteil, dass das Aufspüren des Wildes blitzschnell umzusetzen ist. In der Regel können mit einem Wärmebildvorsatzgerät auch höhere Distanzen als mit einem Nachtsichtgerät überbrückt werden. Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile. Wir möchten in diesem Beitrag jedoch vornehmlich auf die Verwendung von Wärmebildvorsatzgeräten eingehen. 

Welcher Adapter sollte verwendet werden?

Als äußerst zuverlässig, robust und passgenau haben sich die Rusan Adapter erwiesen. Prinzipiell sollte immer ein passgenauer Adapter verwendet werden. Rusan Adapter gibt es beispielsweise in etlichen Größen und decken somit fast jede Objektivgröße ab. Auch Adapter der renommierten Firma Jahnke sind sehr zu empfehlen.  

Links Rusan Adapter Rechts Jahnke Mil-Spec Adapter

Zum Ermitteln der richtigen Adapter Größe müssen Sie den Objektiv-Außendurchmesser Ihres Zielfernrohres messen. Die Angabe des Zielfernrohres 3-12x56 oder 2-12x50 geben den Innendurchmesser des Glases an. Da der Adapter jedoch auf der Außenseite des Objektivs sitzt, muss der Außendurchmesser angegeben werden. 

Der Außendurchmesser wird am besten anhand eines Messschiebers ermittelt. 50er-Gläser haben in der Regel einen 56er-Außendurchmesser. 56er-Gläser kommen normalerweise auf 62 mm Außendurchmesser. 

Da nicht jedes Zielfernrohr dieselbe Wandstärke aufweist, muss der Objektiv-Außendurchmesser zwingend nachgemessen werden. Hat Ihr Glas also einen 56 mm Außendurchmesser, brauchen Sie auch einen 56 mm Adapter.  

Wie muss ich den Adapter einstellen?

Der Adapter hat die Aufgabe, die sichere Verbindung zwischen Tagesoptik, also dem Zielfernrohr und dem Wärmebildvorsatzgerät herzustellen. Dieser Verbindung muss absolut passgenau sein, da es sonst zu Treffpunktabweichungen kommen kann. Aus diesem Grund muss die Klemmkraft des Adapters eingestellt werden, um ein Verrutschen in jedem Fall auszuschließen. 

Ein Rusan Adapter verfügt über einen Arretierhebel, eine Einstellschraube und eine Konterschraube, welche die Einstellschraube nach erfolgreicher Anpassung in Ihrer Position sichert. 

Zur Einstellung des Adapters gehen Sie wie folgt vor:

  • Lösen Sie die Konterschraube des Adapters
  • Lösen Sie die Einstellschraube des Adapters, damit der Adapter sich leicht auf das Objektiv setzen lässt
  • Stecken Sie den Adapter bis zum Anschlag auf das Objektiv des Zielfernrohres 
  • Schließen Sie den Arretierhebel des Adapters und halten Sie ihn in dieser Position fest
  • Nehmen Sie am besten einen Drehmomentschlüssel und drehen Sie die Schraube mit 1,5 Nm max. 1,9 Nm fest. Bitte beachten Sie allerdings die Angaben des Zielfernrohr-Herstellers über das zulässige Drehmoment.
  • Sobald der Drehmomentschlüssel durchrutscht und die eingestellte Kraft erreicht ist, die Konterschraube anziehen, damit sich die Klemmkraft der Einstellschraube nicht wieder verändert. 

Wie sollte der Adapter ausgerichtet werden?

Es hat sich bewährt, die Arretierung des Adapters in der 12-Uhr-Position zu montieren. Wichtig ist jedoch, dass der Adapter stets in derselben Position montiert wird, um Treffpunktverlagerungen zu vermeiden.

Jahnke Mil-Spec Adapter ausgerichtet in der 12-Uhr-Position

Wie verbinde ich den Adapter mit dem Wärmebildvorsatzgerät?

In der Regel haben Wärmebild oder Nachtsichtvorsatzgeräte das passende Aufnahmegewinde für Rusan Adapter (M52x0,75). Bei manchen Geräten müssen jedoch ein Reduzierring montiert werden, um einen Rusan Adapter zu verwenden. 

M52x0,75 Gewinde zur Aufnahme eines Adapters

Auf dem Wärmebild oder Nachtsichtvorsatzgerät ist also ein Gewinde angebracht, welches zusätzlich über einen Konterring verfügt. Um den Adapter zu montieren, gehen Sie wie folgt vor:

  • Setzen Sie den Adapter auf das Gewinde des Wärmebild/Nachtsichtvorsatzgerätes
  • Drehen Sie den Adapter bis zum Anschlag auf das Gerät 
  • Sollte der Adapter nicht auf der 12-Uhr-Position zum Stehen kommen, drehen Sie den Adapter zurück zur 12-Uhr-Position und richten diesen somit exakt senkrecht zum Gerät aus.
  • Drehen Sie den Konterring nach vorne, bis er am Adapter anschlägt und diesen somit in seiner Position sichert. 

Wie montiere ich das Vorsatzgerät auf dem Zielfernrohr?

Hier gilt die Regel: Nutzen Sie die Schwerkraft beim Aufsetzen des Vorsatzgerätes!!!

  • Stellen Sie die Waffe mit der Schaftkappe senkrecht auf den Boden
  • Nehmen Sie das Vorsatzgerät inkl. Adapter und stülpen Sie es auf das Objektiv.
  • Gehen Sie in Anschlag und richten Sie das Gerät senkrecht zum Zielfernrohr aus. 
  • Stellen Sie die Waffe wieder senkrecht auf die Schaftkappe 
  • Achten Sie darauf, dass sich das Vorsatzgerät nicht verdreht 
  • Schließen Sie die Arretierung des Adapters 
Ausrichten des Wärmebildvorsatzgerätes in der 12 Uhr Position

Eine weitere gute Maßnahme zum Sicherstellen der exakten Montageposition ist das markieren nach dem Einschießen anhand eines weißen Stiftes oder dergleichen. Somit können Sie einen Punkt auf dem Adapter und einen weiteren auf dem Zielfernrohr Objektiv anbringen. Wenn Sie diese Punkte also beide Einklang bringen haben Sie die exakte Position wie beim Einschießen. 

Muss ich die Treffpunktlage meines Zielfernrohres verändern?

Nein. Sie können die Treffpunktlage Ihres Zielfernrohres belassen. Falls eine Korrektur der Treffpunktlage notwendig ist, können Sie dies in der Regel am Wärmebildvorsatzgerät einstellen. Damit wird also der Bildausschnitt des Wärmebildvorsatzgerätes auf das Absehen des Zielfernrohres angeglichen und nicht umgekehrt. 

Wie hoch kann ich die Vergrößerung am Zielfernrohr einstellen?

Die meisten Wärmebildvorsatzgeräte haben bereits eine Grundvergrößerung. Überwiegend ist diese bei 2,5x angesiedelt. Stellen Sie die Vergrößerung des Zielfernrohres auf 2x, haben Sie also eine tatsächliche Vergrößerung von 5x. Stellen Sie die Vergrößerung am Glas auf 4x, haben Sie eine tatsächliche Vergrößerung von 10x. 

Am besten stellen Sie das Zielfernrohr auf die kleinste Vergrößerung. Nun montieren Sie das Wärmebildvorsatzgerät. Drehen Sie die Vergrößerung des Zielfernrohres langsam nach oben bis das Bild anfängt pixelig zu werden. 

Meist tritt dieser Effekt ab einer 3-fachen Vergrößerung am Zielfernrohr auf. Sie können natürlich die Vergrößerung am Zielfernrohr auch erhöhen, jedoch leidet die Bildqualität desto höher Sie die Vergrößerung einstellen. 

Wie muss ich ein Wärmebildvorsatzgerät einschießen?

Prinzipiell sollten Sie, bevor Sie zur Jagd gehen, einen Kontrollschuss mit dem Wärmebildvorsatzgerät abgeben! Es ist nicht sicher, dass die Treffpunktlage Ihres Zielfernrohres mit vormontiertem Wärmebildgerät passt. Um böse Überraschungen zu vermeiden, ist also immer ein Kontrollschuss ratsam.

Da Sie mit einem Wärmebildvorsatzgerät eine Wärmesignatur benötigen, um einen Haltepunkt zu haben, empfiehlt sich das Aufkleben eines Wärmepads auf eine normale Zielscheibe. 

Sollten Sie kein Wärmepad zur Hand haben, können Sie beispielsweise die normalen Zehen wärmer für diesen Zweck verwenden. Es gibt jedoch auch spezielle runde Wärmepads, welche kleiner gehalten sind und extra zum Einschießen von Wärmebildvorsatzgeräten konzipiert wurden. 

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Wird ein normaler Zeh wärmer Pad auf die Vorderseite der Scheibe geklebt, kann eine äußerst starke Wärmesignatur entstehen und ein sauberes Anhalten etwas umständlich machen. 

Wenn Sie ein solches Pad verwenden, schneiden Sie ein ca. 2 x 2 cm großes Loch in die Zielscheibe und kleben das Wärmepad hinter die Scheibe. Damit haben Sie einen sauberen Wärmepunkt, auf dem Sie anhalten können.

Zielscheibe mit hinterklebten Wärmepad

Ich persönlich würde mich nachts auf Entfernungen von 100 m beschränken. Als Kaliber verwende ich die .308 Winchester und als Patrone die RWS HIT. Diese Laborierung hat eine Werksangabe von:

Treffpunktlage 50m-0,5
Treffpunktlage 100m0,0

Zum besseren anhalten auf der Scheibe würde ich persönlich das Wärmebildvorsatzgerät auf 50 m mit leichtem Tiefschuss (5 mm) einschießen. Auf 100 m haben wir dann einen Fleckschuss zu verzeichnen. 

Wenn ich das ganze auf GEE und somit 4cm Hochschuss auf 100 m einschießen wollte, müsste ich die Waffe mit 1,5 cm Hochschuss auf 50 m einschießen. 

Ich schieße die Waffe also mit rund 5 mm Tiefschuss auf 50 m ein. Sobald ich die Treffpunktlage eingestellt habe, montiere ich das Wärmebildvorsatzgerät wie angegeben. 

Wenn ich nun einen Schuss mit dem Gerät abgebe, muss die Kugel ebenfalls mit 5 mm Tiefschuss einschlagen. Im Prinzip also in dasselbe Loch schießen. 

Ist dies nicht der Fall, muss eine Korrektur am Gerät vorgenommen werden. Der Bildausschnitt wird also auf das Absehen des Zielfernrohres angeglichen. 

Das Liemke Merlin-35 beispielsweise ist von seiner Grundposition auf X:0 und Y:0 voreingestellt. Die X Achse beschreibt in diesem Fall die Waagerechte (rechts-links), die Y Achse die Senkrechte (hoch-runter)

Ein Schritt auf der X oder Y Achse beträgt für das Wärmebildvorsatzgerät Merlin-35 1,66 MOA also 4,8 cm auf 100 m. Schießen wir das Gerät jedoch auf 50 m ein, halbiert sich dieser Wert und beträgt pro Schritt 2,4 cm. 

Nehmen wir also an, Sie haben einen Hochschuss von 10 cm, die waagerechte Lage des Kugeleinschlags passt jedoch. Wir müssen also das Display so anpassen, dass der Kugeleinschlag 10 cm weiter unten sitzt. 

Hierfür ändern wir den Wert der Y Achse und drücken 4 Schritte nach unten da 10 : 2,4 = 4,16. Haben Sie diese Korrektur vorgenommen, machen Sie einen weiteren Schuss auf 50 m und kontrollieren die Treffpunktlage. 

Fazit zu Wärmebildvorsatzgeräten bei der Jagd

Nachtsichttechnik ist bereits seit dem Jahr 1940 bekannt. Die Entwicklung geht also bereits seit 80 Jahren voran. Bahnbrechende Neuerungen wird es in diesem Bereich wohl nicht mehr geben. Die Wärmebildtechnologie ist erst seit einigen Jahren auf dem Markt und auch bezahlbar geworden. Trotzdem sind gute Wärmebildvorsatzgeräte in der Regel noch immer kostenintensiver als ein gutes Nachtsichtvorsatzgerät. 

Wenn wir etwas in die Zukunft blicken, wird die Wärmebildtechnologie wohl irgendwann die Nachtsichttechnologie überholen. Dies sieht man daran, dass nun auch Hersteller wie Zeiss oder auch Leica auf den Zug der Wärmebildtechnologie aufspringen. 

Der größte Vorteil von Wärmebildvorsatzgeräten ist wohl das schnelle aufspüren des Wildes, die hohe Einsatzreichweite, die völlige Unabhängigkeit von Restlicht. 

Da es sich jedoch um digitale Technologie handelt, ist jedoch auch zu sagen, dass ein gewisser Wertverlust beim Erwerb eines Wärmebildvorsatzgerätes mit einzukalkulieren ist. Dies ist jedoch nichts anderes wie bei Computern, Handys oder auch allen anderen technischen Geräten, die einem schnellen Fortschritt unterliegen. 

Egal, wofür Sie sich entscheiden. Sicher ist in meinen Augen, dass die Verwendung solcher Technologien, sei es Nachtsicht oder Wärmebild der Waidgerechtigkeit zuträglich sind und ein Schuss bei Nacht wesentlich sicherer angetragen werden kann. 

Falls Sie weitere Fragen zu Vorsatzgeräten haben, können Sie sich natürlich gerne an uns wenden. Wir beraten Sie gerne in all Ihren Fragen unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen Bedürfnisse und Revierverhältnissen. 

Hier finden Sie unseren Video-Guide zum Blogbeitrag.

Andreas Fink
Autor
Andreas Fink
Andreas Fink ist in der Landwirtschaft groß geworden und schon als Kind mit der Jagd in Berührung getreten. Das Jagen hat in seiner Familie lange Tradition, weshalb er auch bereits mit 16 Jahren seinen Jugendjagdschein machte. Heute ist er als Jagdaufseher für die Revieraufsicht und den Jagdschutz in seinem Bezirk verantwortlich. Andreas ist unser Fachexperte für alle jagdlichen Themen sowie für alle Fragen rund um Lang- und Kurzwaffen.

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