Tipps und Tricks für die Drückjagd auf Rot- und Schwarzwild

Die Drückjagd stellt sozusagen die Hauptsaison der Jagdarten dar und ist jedes Jahr aufs neue ein echtes Erlebnis für jeden Jäger und jede Jägerin. Bei dieser Bewegungsjagd wird das Wild, hauptsächlich Schwarz- und Rotwild, durch die Treiber aus ihrer Deckung „gedrückt“. Bei Jagdarten wie der Drückjagd bedeutet das, durch vorsichtiges und langsames Durchgehen der Treiber, das Wild zum Weiterziehen zu bewegen. Die Jäger warten währenddessen an den Wildwechseln. Der Vorteil der Drückjagd ist, dass durch die etwas langsamere Bewegung, als es z.B. bei einer Treibjagd der Fall ist, die Stücke besser und sicherer angesprochen werden können. Hierbei gibt es zahlreiche Punkte zu beachten, die zum einen gesetzlich vorgeschrieben sind und zum anderen aus der Erfahrung heraus entstehen.

Allgemeine Tipps für die Drückjagd

Die Drückjagd Saison beginnt überwiegend im späten Herbst. Zwischen Oktober und Januar werden im ganzen Land Gesellschaftsjagden organisiert, mit dem Ziel, zur Vorbeugung von land- und forstwirtschaftlichen Schäden, die Populationen bestimmter Wildarten, überwiegend Schwarzwild, Rotwild und Rehwild, zu regulieren. Um den eigenen Jagderfolg bei einer Drückjagd deutlich steigern zu können, haben wir Ihnen wertvolle Tipps & Tricks für die Drückjagd zusammengestellt und zeigen Ihnen, welche unnötigen Fehler Sie am Jagdtag in jedem Fall vermeiden sollten.

In aller Stille

In der Stille liegt die Kraft! Achten Sie immer darauf, dass Sie keine unnötig auffälligen lauten Geräusche von sich geben. Besonders vor Jagdbeginn und bei der Einweisung sollten Sie darauf achten, sich nur sehr leise zu unterhalten, wenn überhaupt. Beziehen Sie Ihren Stand so leise, wie es Ihnen nur möglich ist. Verhalten Sie sich möglichst geräuscharm, um auch den Jagderfolg der gesamten Truppe nicht zu gefährden.

Allzeit bereit

Schon ganz zu Beginn der Drückjagd kann es bereits so weit sein. Der zunehmende Geräuschpegel, der schon bei der Anfahrt entsteht und auch unser Eigengeruch bringen gerade die erfahreneren Stücke schon frühzeitig in Bewegung.

Absolute Konzentration

Es ist leichter gesagt als getan, allerdings essenziell wichtig. Bleiben Sie während der gesamten Drückjagd hoch konzentriert. Die Disziplin besteht darin, sich auch bei längerem Nichtgeschehen nicht ablenken zu lassen und die Konzentration nicht zu verlieren. Es könnte jeder Moment der Moment sein, indem Sie handeln müssen.

Der richtige Stand

Lassen Sie sich nicht vom ersten Eindruck Ihres Standes täuschen. Häufig kommt es vor, dass der einem zugewiesene Stand im ersten Augenblick den Anschein macht, schlecht positioniert zu sein. Davon sollte man sich allerdings nicht entmutigen lassen. Auch Stände in der Nähe von viel befahrenen Straßen oder gerade solche an Zwangswechseln können durchaus zum Jagderfolg verhelfen und wurden an diesen Plätzen nicht ohne Grund errichtet.

Ruhe bewahren

Bewahren Sie Ruhe im richtigen Moment und schießen Sie nicht zu früh. Prägen Sie sich Ihre möglichen Schussbereiche gut ein, gegebenenfalls messen Sie zuvor die Entfernungen Ihres einsehbaren Bereichs mit einem Entfernungsmesser aus. So können Sie vorbeiziehendes Wild besser ansprechen und sauber beschießen.

Schussentfernung beachten

Achten Sie immer auf eine möglichst geringe Schussentfernung. So werden Fehl- und Krankschüsse vermieden und eine höhere Strecke erzielt. Auch erfahrene Schützen mit sehr guten Schießfertigkeiten schießen nicht weiter als auf eine Distanz von 50 bis 70 Metern.

Im richtigen Schusswinkel

Betätigen Sie den Abzug immer nur dann, wenn der Schusswinkel stimmt und Sie die Situation richtig abschätzen können. Bei der Drückjagd soll überwiegend auf breit stehendes Wild geschossen werden. Spitz von hinten wechselnde Sauen werden nicht beschossen und laufen gelassen.

Drückjagd auf Schwarzwild

Bei Bewegungsjagden wie Drückjagd und Treibjagd speziell auf Schwarzwild gibt es einige Punkte zu beachten, die jeden Jäger und jede Jägerin immer wieder vor die Herausforderung stellt, richtig und waidmännisch vorzugehen und zu handeln.

Sauen am Dickungsrand

Erscheinen Sauen am Dickungsrand, heißt es im ersten Moment immer absolute Ruhe bewahren und keine hektischen Bewegungen zu machen, damit die Schwarzkittel nicht direkt wieder umkehren. Erst, wenn diese weiterziehen, kann angeschlagen werden.

Keine volle Sicht

In dem Fall, dass eine Sau nicht vollständig zu sehen ist, muss erst abgewartet werden bis diese komplett sichtbar ist, da es sein kann, dass dieser evtl. noch Frischlinge folgen.

Jagdhund auf der Spur

Wird eine Sau von einem treibenden Jagdhund verfolgt, muss in jedem Fall ein ausreichender Abstand gegeben sein, um den Hund nicht zu gefährden. Ein Fangschuss vor einem Hund darf immer nur von dessen Hundeführer abgegeben werden.

Kranke Stücke

Krankgeschossene Sauen, die sich abseits der Rotte bewegen, sollten aus waidgerechten Gründen erlegt werden.

Asphaltierte Wege

Schüsse auf asphaltierte Wege sind aufgrund des fehlenden Kugelfangs und gefährlichen Abprallern verboten. Wechselt eine Rotte Schwarzwild eine Straße, muss mit der Schussabgabe gewartet werden, bis diese überquert und Kugelfang gegeben ist.

Einzelne Sauen

Immer abwarten, ob noch Frischlinge folgen! Oft können die kleinen Gestreiften den Bachen nicht schnell genug folgen und hängen wenige Meter hinterher. Schützen, die auf Bachen mit Frischlingen gehen, begehen eine Straftat.

Chance verpasst

In dem Fall, dass der richtige Moment für den Schuss verpasst wurde, müssen die Sauen laufen gelassen werden. Das Beschießen von flüchtigen Sauen von spitz hinten ist in hohem Maße unwaidmännisch.

Gefahrenbereich

Auch wenn theoretisch ein Kugelfang gegeben wäre, in als Gefahrenbereich markierte Richtungen darf nie geschossen werden. Jeder Schütze ist für seinen Schuss verantwortlich. Kugelfang kann immer nur gewachsener Boden sein.

Drückjagd auf Rotwild

Die Drückjagd auf Rotwild gestaltet sich äußerst speziell und anspruchsvoll. Tatsächlich kommt Rotwild in Deutschland häufiger vor als es viele denken. Allerdings ist diese intelligente Wildart sehr zurückhaltend und versteht es, sich unauffällig zu bewegen und dem Menschen geschickt auszuweichen. Bei der Bejagung von Rotwild müssen aus diesem Grund viele Aspekte beachtet werden, um die beinahe unsichtbaren Waldbewohner überhaupt zu Gesicht zu bekommen.

Ruhig bleiben

Bei der Drückjagd auf Rotwild ist es äußerst wichtig, sich so leise wie möglich zu verhalten und keine hastigen Bewegungen zu machen. Vor allem zu Beginn muss der Stand so leise wie möglich bezogen werden. Oft wird das Rotwild bereits vom Jäger, der gerade erst seinen Stand bezieht, aufgeschreckt.

Windrichtung beachten

Rotwild kann Gerüche sehr gut wahrnehmen und verlässt den Einstand in der Regel gegen den Wind. Prüfen Sie daher am Jagdtag die Windrichtung aus einer größeren Distanz. Dies gelingt mit jedem einfachen Wind-Zeiger, wie z.B. einer hellen Feder, die man in einen Korken sticht und frei hängend an einem Baum oder dem Stand befestigt.

Nicht bewegen

Rotwild reagiert stark auf Bewegung. Die ersten Minuten auf dem Stand sollte man daher möglichst regungslos sitzen bleiben und hastige Bewegungen immer vermeiden.

Überlisten

Rotwild durchschaut gleichbleibende Jagdstrategien schnell. Daher sollten bei der Bejagung auch routinierte Methoden immer wieder überdacht werden.

Lockrufe

Auch kann das Mahnen eines Alttiers imitiert werden, indem man die Nasenflügel mit den Fingern zusammendrückt und mit der Stimme den Ruf nachahmt. Oft verhofft ein durchziehendes Rudel und es ergibt sich die Chance zum Ansprechen frei stehender Stücke.

Fazit

Auf einer Drückjagd gibt es zahlreiche notwendige Aspekte zu beachten, um die eigene Sicherheit, die der Nachbarschützen, sowie die der Hundeführer, der Jagdhunde und der Treiber zu gewährleisten. Auch erfahrene Jäger und Jägerinnen, denen das Ansprechen sowie das Schießen bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist, machen hin und wieder Fehler oder verhalten sich unachtsam, was sich im Nachgang auf den Jagderfolg und die bei der Drückjagd gemachte Strecke auswirkt. Volle Konzentration ist in jedem Fall das A und O und das natürlich bei jeder Jagd, egal ob Gesellschafts- oder Einzeljagd.

Andreas Fink
Autor
Andreas Fink
Andreas Fink ist in der Landwirtschaft groß geworden und schon als Kind mit der Jagd in Berührung getreten. Das Jagen hat in seiner Familie lange Tradition, weshalb er auch bereits mit 16 Jahren seinen Jugendjagdschein machte. Heute ist er als Jagdaufseher für die Revieraufsicht und den Jagdschutz in seinem Bezirk verantwortlich. Andreas ist unser Fachexperte für alle jagdlichen Themen sowie für alle Fragen rund um Lang- und Kurzwaffen.

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