Die Frage nach dem Zielfernrohr von morgen stellt sich Swarovski schon heute und brachte 2017 das Swarovski dS 5-25×52 P auf den Markt. Doch wohin geht die Entwicklung bei Zielfernrohren? Noch vor wenigen Jahren lieferten sich die Premiumhersteller ein wahres Kopf an Kopf rennen nach dem höchsten Zoomfaktor. Kurz davor ging es darum, die Lichttransmission bis aufs Letzte auszureizen.
Doch seien wir ehrlich. Brauchen wir eigentlich einen 10-fach oder gar 12-fach Zoomfaktor, nachdem wir beim 8-fach Zoom angekommen sind? Sind 2% Lichttransmission wirklich ein wahrer Gewinn ? Das Swarovski dS kehrt diesen Parametern den Rücken und geht einen völlig anderen Weg. Hier ist das Kernelement die Elektronik, welche dem Glas seine digitale Intelligenz verleiht. Doch eins nach dem anderen, denn am Swarovski dS gibt es Vieles zu entdecken.
Swarovski dS 5-25×52 P Zielfernrohr
Technische Daten der Beleuchtungseinheit
Helligkeitsstufen: | 64 |
Betriebsdauer: | 500x |
Display: | LCoS monochrom |
Messbereich (m): | 30-1375 |
Messgenauigkeit (m) +/-: | 1 |
Winkelmessung (Grad) +/-: | 60 |
Max. Haltepunktkorrektur (m): | 1024 |
Zusatzprogramm (App): | dS Configurator |
Betriebssystem: | iOS ab Version 8.1, Android ab Version 4.4 KitKat |
Verarbeitung und innere Werte
Die Verarbeitung des Glases ist wie zu erwarten auf allerhöchstem Niveau. Die matt schwarze Beschichtung ist perfekt ausgeführt. Auch die Bedienelemente, das einpassen der Logos, die Beschriftung sowie die Güte der verwendeten Materialien lassen keine Wünsche offen. Hier punktet Swarovski auf voller Linie.
Widmen wir uns der Mechanik und den Einstellungen, welche am Glas vorgenommen werden können. Gleich am Objektiv des Glases finden wir eine Besonderheit, was es von der breiten Masse abhebt. Die Höhen- und Seitenverstellung sitzt beim dS nicht wie gewohnt in der Mitte des Glases, sondern seitlich und auf der Oberseite des Objektiv.
Die Schutzkappen der Höhen- und Seitenverstellung lassen sich mit Hilfe eines Torx Schlüssels (im Lieferumfang enthalten) öffnen. Nachdem die Kappen entfernt wurden, ist es möglich, die Höhen- und Seitenverstellung vorzunehmen.
Die Verstellung geschieht über ein Verstellwerkzeug (im Lieferumfang enthalten). Pro Klick wandert der Kugeleinschlag um 1 cm auf 100 m. Die Klickrastung arbeitet absolut sauber und lässt sich problemlos wie bei jedem anderen Zielfernrohr einstellen.
In der Mitte des Glases befindet sich linker Hand der Parallaxenausgleich. Es ist zwingend erforderlich mit dem Parallaxenausgleich zu arbeiten, da nur so die optimale Schärfe zur entsprechenden Entfernung erreicht werden kann. Ebenso werden durch eine korrekte Parallaxeneinstellung Zielfehler vermieden, welche durch nicht zentrischen Einblick in das Zielfernrohr entstehen können.
Auf der Oberseite sitzt ein imposanter Turm, welcher zwei Aufgaben übernimmt. Zum einen bietet er Platz für den Torxschlüssel zum Öffnen der Abdeckkappen der Höhen- und Seitenverstellung.
Des weiteren kann das Verstellwerkzeug zur Treffpunktkorrektur darin verstaut werden. Zu guter Letzt bietet er Platz für die Batterie, welche die Elektronik mit Strom versorgt.
Etwas dahinter finden wir den Vergrößerungsstellring. Dieser verfügt über eine gerippte Oberfläche mit dezentem Nocken. Der Kraftaufwand ist wohl dosiert und lässt keine Wünsche offen. Die Vergrößerung reicht von 5-25 fach.
Auf der Oberseite des Okulars finden wir drei Drucktaster. In der Mitte sitzt die Messtaste, welche durch einen Kreis gekennzeichnet ist.
Links und rechts finden wir eine + sowie – Taste. Diese dienen zum einen der Steuerung der Leuchtintensität des Leuchtabsehens und zum anderen der Aktivierung/Deaktivierung der Bluetooth Funktion.
Schlussendlich finden wir am Ende des Okulars noch den Dioptrienausgleich. Dieser reicht von -3 bis +2 dpt und verfügt wie der Vergrößerungsstellring über einen gut bemessenen Kraftaufwand.
Etwas Kritik muss an dieser Stelle jedoch sein, da der Dioptrienausgleich über ein leichtes Längenspiel verfügt.
Die App
Die Jagd erfordert von uns Fingerspitzengefühl. Auch die Einschätzung von Entfernungen und der daraus resultierenden Verschiebung des Haltepunktes ist keine leichte Aufgabe. Auf unsere Geschoss wirken verschiedene Außenballistische Kräfte nachdem es den Lauf verlassen hat. Zum einen wäre dies z.B. der Luftwiderstand, welcher das Geschoss abbremst, aber auch die Erdanziehungskraft spielt hier eine große Rolle. Wir wollen das Ganze hier jedoch nicht vertiefen und einigen uns darauf, dass ein Geschoss nach Verlassen des Laufes durch verschiedene Außenballistische Gegebenheiten abgebremst wird. Dies führt dazu, dass unser Geschoss nicht gerade wie ein Laser fliegt, sondern in einem Bogen. Aus diesem Umstand ergeben sich auf verschiedene Distanzen auch abweichende Treffpunktlagen in der Höhe.
Und genau hier beginnt die Bestimmung des Swarovski dS. Ein Zielfernrohr, welches dem Jäger per Tastendruck die Entfernung zum Ziel misst und aus zuvor übertragenen Messwerten auf das Zielfernrohr den korrekten Haltepunkt ermittelt. Die Haltepunkt Korrektur wird dem Jäger direkt ins Absehen projiziert und gibt somit äußerste Sicherheit beim Schuss auf weite Distanzen.
Doch ganz von vorne, denn es hört sich komplizierter an als es ist:
Ich habe das Swarovski dS auf einer Blaser R8 im Kaliber 8x57IS montiert. Nachdem ich diese Arbeit abgeschlossen hatte, ging es mit der Waffe auf den Schießstand, um die mechanische Einstellung am Zielfernrohr vorzunehmen. Meine Entscheidung fiel darauf, die Waffe auf 100 m Fleck einzuschießen. Ich habe mich für die bleifreie RWS HIT entschieden, da bleifreie Munition immer mehr gefordert wird.
Auf dem Schießstand angekommen richtete ich meinen Stand ein und ließ die erste Kugel fliegen. Der erste Schuss saß ca. 8 cm links sowie 5 cm tief. Nachdem ich anhand des Torxschlüssels die Abdeckkappen der Höhen- uns Seitenverstellung geöffnet hatte, drehte ich mit Hilfe des Verstellwerkzeug 8 Klicks nach rechts sowie 5 Klicks nach oben. Danach schoss ich eine 3er Gruppe, welche auf 10 mm zusammen lag. Ich war mit diesem Ergebnis absolut zufrieden und somit waren die mechanischen Einstellungen in Bezug auf das Einschießen am Glas abgeschlossen.
Die zweite Aufgabe bestand darin, mit der kostenlosen dS Configurator App das Zielfernrohr zu konfigurieren.
Die App ist somit die Schnittstelle, welche der Kommunikation mit dem Zielfernrohr dient. Anhand der App werden alle wichtige Daten, die zur Berechnung der Haltepunktkorrektur dienen, auf das Glas übertragen. Zum Datentransfer wird die Funktechnik Bluetooth genutzt. Um die Funktionen sowie die Bedienung der dS Configurator App besser auf den Punkt zu bringen, möchten wir das ganze anhand des folgenden Videos erklären:
Unser testvideo zum SWAROVSKI DS 5-25X52 P ZIELFERNROHR
Thema kurze Läufe
Der Trend geht im Zeitalter der legalen Schalldämpfer immer mehr zu Waffen mit kurzen Läufen. Auch ich habe eine Heym SR21 mit 50 cm Lauflänge sowie eine Remington 700 SPS Tac. mit sogar nur 42 cm Lauflänge.
Wenn wir eine Schachtel Munition, sei es RWS, Hornady, S&B oder auch Geco, kaufen sind in der Regel alle relevanten ballisitischen Daten auf der Verpackung abgedruckt. Diese Daten werden üblicherweise aus 60 cm langen Prüfläufen ermittelt. Der Lauf unserer Waffe im Test hatte jedoch nur eine Länge von 50 cm. Dadurch dass die Pulvergase in einem 50 cm Lauf weniger Zeit haben auf das Geschoss einzuwirken, sinkt somit unsere Vo und unsere Eo. Aus diesem Grund empfiehlt Swarovski jedem, der mit dem dS kompromisslos arbeiten will, seine Laborierung aus seiner Waffe mit einem Chrony auszumessen, um absolut verlässliche Daten zu erhalten. Diese Daten können dann mit Hilfe des Expertenmodus der dS Configurator App auf das Glas übertragen werden.
Ein Beispiel
Unsere Laborierung hat folgende Werte auf der Verpackung abgedruckt:
Hersteller | Geschoss | Kaliber | Vo |
RWS | HIT 10,40gr | 8×57 IS | 837 m/s |
Wenn wir das ganze auf unseren 50 cm Lauf übertragen, können wir für ungefähr 2 cm Laufkürzung 1% Leistungsverlust einkalkulieren. Gegenüber dem 60 cm Lauf fehlen uns also 10 cm, was folgende Rechnung ergibt:
10:2=5 dies wiederum mal 1% ergibt 5% Leistungsverlust. Ziehen wir 5% von 837 m/s ab, ergibt sich eine Vo von ungefähr 795 m/s.
Dies sind 42 m/s weniger Vo als auf der Verpackung angegeben, was sich vielleicht wenig anhört, in Km/h ausgedrückt jedoch ca 150 Km/h weniger an der Laufmündung sind.
Dies ist nur ein Rechenbeispiel mit ca. Werten und ersetzt in keinem Fall ein Ausmessen durch ein Chrony. Es sollte vielmehr verdeutlichen, dass auch nur 5% Leistungsverlust sich wesentlich bemerkbar machen können.
Die Praxis
Natürlich haben wir das Zielfernrohr auch im Revier auf weitere Distanzen getestet, bevor wir es zur Jagd einsetzen. Dafür haben wir eine simple Anschussscheibe sowie eine Überläuferscheibe in angemessener Entfernung platziert.
Nachdem ich mich auf der Kanzel eingerichtet hatte, visierte ich die Anschussscheibe an und stellte meine Parallaxe ein, um ein absolut scharfes und brillantes Bild zu erreichen.
Ein kurzer Druck auf die Messtaste ergab eine Entfernung von 162 m, was aus jagdlicher Sicht schon eine weitere Entfernung ist. Da ich die Knock Down Power Option mit der dS Configurator App aktiviert hatte, wurde mir auf diese Entfernung eine Restenergie der RWS HIT von 2613 Joule im Absehen angezeigt. Die Korrektur lag in einem überschaubaren Bereich.
Also zögerte ich nicht lange und ließ die erste Kugel fliegen. Ich kam gut ab und sah durch die 25 fache Vergrößerung schon jetzt, dass mein Schuss einen Hauch zu tief saß.
Die Überläuferscheibe befand sich schon in einer jagdlichen Grenzzone, wenn man bedenkt, dass die meisten Schüsse auf der Jagd unter der 100 m Marke liegen. Ich visierte die Überläuferscheibe an und stellte meine Parallaxe exakt zur Entfernung ein. Meine Messung mit dem Swarovski dS ergab stattliche 256 m mit einer verbleibenden Knock Down Power von 2118 Joule. Die Korrektur würde ich als erheblich betrachten.
Ich konzentrierte mich auf den Schuss und auch beim zweiten Schuss war ich gut abgekommen. Somit war es Zeit für die Trefferaufnahme, um das Ergebnis dieses Kontrollschießens zu erfahren.
Der erste Schuss auf die 162 m entfernte Anschussscheibe saß etwas tief, jedoch fast perfekt in der waagerechten. Den Tiefschuss führe ich, wie eingangs erklärt, auf den kurzen Lauf und der daraus resultierenden Verschiebung der ballistischen Daten zurück.
Der zweite Schuss auf der 256 m entfernten Überläuferscheibe bestätigte diese Vermutung. Der Schuss saß wieder nahezu perfekt in der waagrechten zum Haltepunkt, jedoch war auch hier ein Tiefschuss zu verzeichnen.
Beide Treffer wären jedoch absolut waidgerecht gewesen und hätten die Stücke zur Strecke gebracht.
Fazit
Mich hat das Swarovski dS absolut überzeugt. Die Verarbeitung, die Mechanik und vor allem die digitale Intelligenz machen das Swarovski dS zu einem wahren Pionier, wenn wir an die Zielfernrohre von morgen denken. Um kompromisslos mit dem Swarovski dS zu arbeiten, muss jedoch die gewählte Laborierung aus der eigenen Waffe ausgemessen werden. Denn nur mit korrekten Werten kann das Swarovski dS eine exakte Korrektur berechnen. Wer auf weite Entfernungen waidgerecht jagen will, ist mit dem Swarovski dS bestens beraten und sollte diesem erstklassigen Zielfernrohr den Vorzug geben.
Hallo. Ich habe das Zielfernrohr Swarovski ds 5-25×52 PL auf meiner Waffe. Ich bin damit leider überhaupt nicht zufrieden. Die Haltepunktkorrektur ist bei Dunkelheit in der Dämmerung überhaupt nicht zu sehen da der Leuchtpunkt weiterhin auf die eingeschossene Entfernung bleibt und nicht beimder Korrektur mitwandert. Für was dann diese Korrektur wenn diese nur bei Tageslicht ersichtlich ist, wo sowieso kein Wild auf der Bildfläche erscheint.
Desweiteren leuchten die Messangaben viel zu lange und stören total wenn man auf einen Wildkörper zielt. Die kürzeste Zeit, welche man einstellen kann beträgt 20 Sekunden – dann schaltet sich die Angabe endlich aus. Doch leider dann auch der rote Punkt !!. Den muss man dann wieder einschalten mit einer +\- Taste, welche extrem flach ist und schwer zu drücken ist, sofern man die überhaupt findet. Ständig drücke ich daneben da man einfach nicht richtig fühlen kann wo die denn eigentlich ist. Richtig wäre es wenn man auf das Wild zielt, kurz einen Knopf drückt der dann vielleicht 1 Sekunde die Entfernung anzeigt und dann entsprechend das Absehen automatisch daraufhin verändert und den roten Punkt dorthin verschiebt. Das tut es aber nicht . Für mich ist das ZF eine unbrauchbare Fehlentwicklung . Zudem ist es verhältnismäßig dunkel im Vergleich zu meinen anderen, namhaften Zielfernrohre. Ich werde das Swarovski ZF nun versuchen schnellstmöglich zu verkaufen und hoffe das ich einen finde. Mein Händler nimmt es nur mit einem dicken Abschlag von 1500 Euro widerwillig zurück, sofern ich bei ihm ein anderes kaufe.