Ein Leitfaden, damit die Drückjagd zum Erfolg wird – Teil 2
Die Büchse
Bei der Wahl der Büchse stellt sich die Frage: eine Repetierbüchse? Eine neumodische Selbstladebüchse? Oder doch als Kompromiss einen Geradezugrepetierer? Vieleicht sogar einen Unterhebelrepetierer?
Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten. Jeder Schütze hat bestimmte Vorlieben und kommt mit jedem System anders zurecht.
Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten und führe seit Jahren zu meiner vollsten Zufriedenheit eine ältere Browning BAR Selbtladebüchse im Universalkaliber .30-06 Springfield. Darauf ist mittels einer Picatinny Montage ein Aimpoint Micro H2 mit 2 MOA Leuchtpunkt montiert.
Einer meiner guten Jagdfreunde schwört auf seinen 98-iger und nimmt von Selbstladebüchsen eher Abstand. Ich habe auch schon mit einem Marlin Unterhebelrepetierer gejagt und muss sagen, auch das ist eine ernst zu nehmende Drückjagdwaffe.
Aber der Reihe nach:
Waffenart: | Repetierbüchse | Geradezugsrep. | Selbstladebüchse | Unterhebelrep. |
Beispiel: |
Blaser R8 |
Marlin 1895 |
||
Magazinkapazität: |
Hoch |
Hoch |
Niedrig |
Sehr Hoch |
Präzision: |
Sehr gut |
Sehr gut |
Gut |
Gut |
Repetiervorgang: |
Langsam |
Schnell |
Extrem schnell |
Schnell |
Kaliberpalette: |
Sehr groß |
Sehr groß |
Groß |
Klein |
Ansehen auf der Gesellschaftsjagd: |
Sehr hoch |
Sehr hoch |
Akzeptiert |
Akzeptiert bis belächelt |
Anschaffungspreis: |
Hoch |
Sehr hoch |
Niedrig |
Niedrig |
Nachteile: |
Sehr schnelles rep. nur mit viel Übung möglich. |
Generell sehr teure Waffen. |
Magazinkapazität bei der Jagd auf Grund der Gesetzgebung beschränkt auf 2+1. |
Nur begrenzte hochwildtaugliche Kaliber verfügbar. |
In unserem YouTube Video haben wir die Blaser R8, die Browning BAR sowie die Marlin 1895 für Sie getestet:
Jedes Waffensystem hat seine Vor- und Nachteile und es wäre vermessen, einen Sieger zu küren. Ich habe schon mit allen genannten Systemen gejagt und am meisten lag mir die Selbstladebüchse. Strecke habe ich aber mit allen gemacht und schlussendlich muss jeder selbst entscheiden, was ihm am besten liegt.
Die Optik
Ob Leuchtpunktvisier oder Zielfernrohr für die Drückjagd – hier habe ich schon etliche Diskussionen geführt. Ich für meinen Teil würde mein Aimpoint Micro Visier niemals gegen ein Drückjagdglas tauschen. Ich kenne jedoch etliche Jäger, die zu Ihrer vollsten Zufriedenheit ein Drückjagdglas führen. Halten wir uns also nicht allzu lange damit auf und brechen das Thema Optik auf die Kernelemente herunter. Zudem finden Sie einige Vorschläge, welches Aimpoint oder welches Zielfernrohr für die Drückjagd geeignet sind:
Optik: |
Aimpoint Rotpunkt Visier |
Drückjagd/Universalglas |
Schnelle Zielerfassung: |
Beim Aimpoint muss kein bestimmter Augenabstand eingehalten werden oder ein mittiger Durchblick gewährleistet sein. Somit geht die Zielerfassung blitzschnell. |
Beim ZF muss der Augenabstand sowie ein mittiger Durchblick eingehalten werden. Dies kann wertvolle Zeit kosten. |
Nahschuss Performance: |
Das Aimpoint Visier hat keine Vergrößerung somit können auch Schüsse auf 5m problemlos angetragen werden. |
Wenn ein Universalglas mit minimaler 2 fachen Vergrößerung genutzt wird, kann es zu Schwierigkeiten bei der schnellen Zielerfassung auf kurze Distanzen kommen. Mit einem speziellen Drückjagdglas, welche oft eine minimale 1-fache Vergrößerung haben, fährt man auf kurze Distanzen besser. |
Weitschuss Performance: |
Hier hat das Aimpoint klar das Nachsehen, da es keine Vergrößerung hat. |
Ein ZF hat hier definitiv die Nase vorne. Somit können auch weite Schüsse angestrichen oder vom Zielstock problemlos angetragen werden. |
Sehfeld: |
Da beim Aimpoint mit beiden Augen offen gezielt wird, nutzt man das komplette natürliche Sehfeld. |
Bei einem Glas mit 1-facher Vergrößerung kann auch mit beiden Augen offen gezielt werden. Sobald die minimale Vergrößerung 1 übersteigt, wird es schwierig. |
Einsatzmöglichkeiten: |
Das Aimpoint hat im Bereich der Vielseitigkeit klar die schlechteren Karten. |
Ein Universalglas kann zur Drückjagd zum Pirschen und zum Ansitz genutzt werden. |
Anschaffungspreis: |
Aimpoint Visiere sind im Vergleich zu einem hochwertigen Zielfernrohr eher günstig. |
Wenn man eine gute Optik mit hervorragendem Sehfeld haben möchte muss man einen größeren Betrag anlegen. |
Drückjagd Modelle: |
Falls Sie noch etwas weiter informieren möchten, kann ich Ihnen unser Aimpoint YouTube Video empfehlen:
Ebenso haben wir für Sie Testberichte zu Universalgläsern wie dem ZEISS Conquest V6 2-12×50. In unserem LivingActive Blog finden Sie zudem Testberichte zu speziellen Drückjagdgläsern wie dem Leica Magnus 1-6,3x24i.
Das Kaliber/Geschoss
Generell sollte immer genügend Munition mitgeführt werden. Man kann nur sehr schwer voraussagen, wie die Jagd ablaufen wird. Auch wenn morgens bekannt ist, dass sich Sauen im Revier aufhalten, ist das noch lange kein Indiz für eine gute Strecke.
Ich habe schon an Jagden teilgenommen, auf denen kein einziger Schuss gefallen ist. Im Umkehrschluss, aber auch an solchen, bei denen über 30 Sauen und auch mehrere Füchse gestreckt wurden. Um die Munition sicher und zugriffsbereit mitführen zu können, bieten wir diverse Patronenetuis in unserem Onlineshop an.
Ich persönlich nutze ein Patronenetui, welches am Gürtel getragen werden kann und durch einen Clipverschluss schnellen Zugriff bietet.


Ein gutes Mittelkaliber, ein guter Treffersitz vorausgesetzt, wird jedes Stück zur Strecke bringen.
Wer einen rustikalen Rückstoß vertragen kann, sollte sich die Kaliber .300 Winchester Magnum und 9,3×62 genauer ansehen. Die .300 Win. Mag. bringt es auf ca. 5000 Joule mit einer immensen V0 von 950 m/s. Wer damit umgehen kann, hat eine hervorragende Drückjagdpatrone mit geringem Vorhaltemaß und höchster Ausschusswahrscheinlichkeit. Mit der 9,3×62 eines Freundes konnte ich auf der Drückjagd ein ca. 80kg schweres Stück Schwarzwild erlegen. Diese Patrone beschleunigt das Geschoss zwar “nur“ auf ca. 750 m/s Vo, aber wenn ein Geschoss zwischen 255 bis 291 grs. auf den Wildkörper trifft, kann dies nur eine umwerfende Wirkung haben.
Auch die gute alte 8×57 IS ist eine hervorragende Patrone und kann bedenkenlos zur Drückjagd eingesetzt werden. Sie liegt von der V0 sowie den Energiewerten im gleichen Feld wie die .30-06 Springfield. Wer einen Unterhebelrepetierer in die engere Auswahl nimmt, sollte das gute alte Kaliber .45-70 Government unter die Lupe nehmen. Die Patrone wurde um das Jahr 1870 ins Leben gerufen und vorerst natürlich mit Schwarzpulver verladen.

Hornady belebte mit der Leverevolution Munitionslinie das klassische Kaliber .45-70 Government zu neuem Leben. Durch das verwendete Treibladungspulver und die günstigere Geschossform gegenüber den früher verwendeten Flachkopfgeschossen bringt es die Patrone auf runde 4000 Joule Eo mit einer V0 von ca 600 m/s.
Die flexible Polymerspitze der Hornady Leverevolution Munition erlaubt es, sie sicher in Röhrenmagazinen zu verwenden. Somit erhält man eine führige Jagdwaffe mit hoher Magazinkapazität.
Ein Nachteil liegt jedoch in der mäßigen V0 der .45-70 Government. Durch eine geringere Vo ergibt sich ein größeres Vorhaltemaß, ebenso sinkt die Ausschusswahrscheinlichkeit. Eine Standard .30-06 Springfield kommt auf eine Vo von ca. 800 m/s, eine .45-70 Government liegt wie eben erwähnt bei ca 600 m/s. Um das ganze etwas verständlicher zu machen, kann der .30-06 Springfield eine 720km/h schnelle Anfangsgeschwindigkeit bescheinigt werden.
Aber auch dem Geschoss, welches oft in der Kaliberdiskussion untergeht, sollte auf der Drückjagd besonderes Augenmerk gelegt werden. Definitiv ist auf der Drückjagd ein Geschoss zu wählen, welches eine hohe Augenblickswirkung bietet. Eine hohe Augenblickswirkung geht jedoch meist mit einer etwas höheren Wildbretentwertung einher.
Wichtiger ist meiner Meinung jedoch, dass das Stück am Anschuss liegt und keine unnötige Nachsuche provoziert wird.
Ein gutes Beispiel ist hier das RWS Doppelkern Geschoss. Hierbei handelt es sich um ein Teilzerlegungsgeschoss, bei dem sich der vordere Kern zerlegt und für eine hohe Augenblickswirkung sorgt. Eine Heckeinschnürung sorgt für einen massestabilen Restkörper, welcher einen gesicherten Ausschuss liefert.

Auch das Hornady SST (Super Shock Tip) bietet durch seine Konstruktion eine sehr gute Augenblickswirkung. Eine Polymerspitze vor verdecktem Hohlraum sorgt für blitzartige Energieabgabe im Wildkörper.

Zum Drückjagd Leitfaden Teil 3: Gehörschutz, Zielstock, Entfernungsmesser, Sitzgelegenheit
Zum Drückjagd Leitfaden Teil 1: Drückjagd Bekleidung, Rucksack, Messer
Keine Kommentare vorhanden