Die Bedeutung von Mondphasen bei der Jagd

Der korrekte astronomische Begriff für unseren Mond ist „Satellit“. Als solchen bezeichnet man in der Astronomie einen natürlich entstandenen Himmelskörper, der einen Planeten auf einer unveränderlichen Bahn umkreist. Mit dem Begriff Mond beziehen wir uns meistens auf den einen Mond, der die Erde umkreist; andere Planeten in unserem Sonnensystem haben teilweise noch wesentlich mehr Monde. Als Mondphasen werden die unterschiedlichen Lichtgestalten bezeichnet, die wir von unserem Mond von der Erde aus zu Gesicht bekommen. Grund für die Mondphasen ist also der Blickwinkel aus dem wir den Mond beobachten. Von Neumond spricht man, wenn man sich auf der Seite des Mondes befindet, die gerade nicht von der Sonne beleuchtet wird. Bei Vollmond sehen wir die Mondhälfte, die uns zugewandt ist und von der Sonne komplett beleuchtet wird. Sichel- oder Halbmond sagt man, wenn man als Betrachter quasi „seitlich“ zum Mond steht und die Sonne nur einen Teil des Trabanten ausleuchtet. Der Mond befindet sich in Bezug zu Erde und Sonne in ständiger Bewegung, d.h. auch unser Blickwinkel auf ihn ändert sich von Tag zu Tag.

Wie wirken sich Mondphasen auf die Jagd aus?

Der Mond hat unbestreitbaren Einfluss auf unser Leben auf der Erde. Die Gezeiten sind das beste Beispiel dafür. Ob der Mond Einfluss auf den Mensch hat, wird immer wieder zur Diskussion gestellt. Keine wissenschaftliche Studie konnte allerdings bisher belegen, dass unser Verhalten vom Erdtrabanten und seinen unterschiedlichen Phasen beeinflusst wird. Bei einigen Tierarten ist das anders: Zugvögel benutzen den Mond z.B. als Navigationshilfe und einige Fische und Krabben passen ihr Fortpflanzungsverhalten an die Phasenwechsel des Mondes an. Trotz fehlender wissenschaftlicher Belege gibt es viele Menschen, die dem Mond großen Einfluss in Land- und Forstwirtschaft und bei der Jagd zuschreiben. Was Kritiker meist als „Aberglaube“ oder „Esoterik“ abstempeln und nicht ernst nehmen, belegen die Betroffenen meist mit persönlichen Erfahrungen bei der Arbeit und im Feld. In der Forstwirtschaft legen viele Forstwirte z.B. schon seit hunderten Jahren Wert auf sogenanntes Mondholz, also Holz von Bäumen, die unter besonderer Berücksichtigung des Mondkalenders gefällt wurden. Vielfach wird dieser Art von Holz eine besondere Qualität nachgesagt, die allerdings ebenfalls noch nicht in wissenschaftlichen Studien belegt werden konnte.

Bei der Jagd spielen die Mondphasen auf jeden Fall eine große Rolle. Unbestreitbar ist zumindest die Auswirkung der unterschiedlichen Lichtverhältnisse während den unterschiedlichen Mondphasen. Viele Jäger sitzen aus Tradition und aus praktischen Gründen häufig am Vollmond an. Nicht umsonst gibt es auf vielen Jagd-Websites Mondkalender. Selbst wenn die Statistik vieles widerlegen mag – viele Jäger machen sehr unterschiedliche Strecken in verschiedenen Mondphasen und richten sich dementsprechend nach ihren subjektiven Erfahrungen wenn sie auf die Jagd gehen.

Spricht man mit erfahrenen Jägern, gerade in Bezug auf die Schwarzwildjagd, so hört man oft, dass die Schwarzkittel bei Vollmond meistens in Deckung bleiben. Derartige Beobachtungen müssen aber nicht am Einfluss des Mondes liegen, sondern eher an der Anpassungsfähigkeit der Tiere. Wild ist schlau und lernfähig – hoher Jagddruck gerade bei mondhellen Nächten kann sie gut und gerne lehren, lieber in Deckung zu bleiben. Bei der Wildschwein-Jagd berichten viele Jäger von erfolgreichem Ansitzen in den frühen Morgenstunden nach einer Vollmondnacht beim Rückwechsel der Tiere. Wie sich Mondphasen aber auf Wild allgemein auswirken kann nicht generalisiert werden und ist nicht durch wissenschaftliche Studien belegbar.

Aberglaube oder Realität?

Mond

Wild reagiert unterschiedlich auf Mondphasen. Zu beachten gilt es, dass es hierfür keine festen Regeln oder wissenschaftliche Vorgaben gibt, an die man sich als Jäger halten kann. Bei unterschiedlichen Mondzyklen und folglich anderen Lichtverhältnissen muss man als Jäger allerdings damit rechnen, dass sich die Zeiten der Äsungsaufnahme verschieben können; Tagesaktivität geht eventuell zurück und wird stattdessen in die erleuchtete Nacht verschoben. Kein Mondkalender und keine Erfahrungsberichte im Netz oder in anderen Quellen sind besser als die eigenen Erfahrungen, die Sie in Ihrem Revier machen! Beobachten Sie das Wild in Ihrem Revier, am besten auch mithilfe von Wildkameras, und machen Sie sich Notizen über das Verhalten und Ihre Strecke an den unterschiedlichen Tagen des Mondkalenders. Vielleicht sind Sie so selbst in der Lage herauszufinden, ob sich ein genaues Abstimmen Ihrer Jagd auf den Mond lohnt.

Zu den vielen Erfahrungswerten, die man zu diesem Thema findet, gehört u.a. auch, dass die besten Nächte für die Fuchsjagd die Tage vor dem Vollmond sind. Bei zunehmendem Mond und folglich gutem Licht sind die Füchse normalerweise relativ aktiv und Sie haben hohe Erfolgsaussichten. Bei Vollmond sind die Erfolgsaussichten dagegen erfahrungsgemäß weniger rosig. Zu viel Licht verunsichert den Fuchs, was dazu führt, dass er sich lieber in Deckung aufhält und sich weniger zeigt. Auch beim Rehwild gibt es viele Jäger, die aus eigener Erfahrung berichten, dass sich das Verhalten der Tiere an die einzelnen Mondzyklen anpasst. Der Neumond ist ebenfalls eine interessante Phase, um das Verhalten von Wild zu beobachten. Hier fühlen sich die Tiere oft ungestörter als bei späten Zunahmephasen oder frühen Abnahmephasen des Mondes und verhalten sich dementsprechend deutlich unbekümmerter.

Skeptiker, die den Einfluss des Mondes geringschätzen oder gar komplett abstreiten, wird es in diesem Feld immer geben. Erfahrungen, die über Generationen hinweg geprägt worden sind, können allerdings nicht komplett täuschen. Ob es nun die Mondphasen selbst sind, die die Tiere beeinflussen oder vor allem das unterschiedliche Jagdverhalten der Menschen innerhalb verschiedener Mondphasen – es ist kaum möglich feste Regeln für unterschiedliche Mondphasen festzumachen. Allein schon deshalb nicht, weil jedes Revier unterschiedlich ist. Die Lichtverhältnisse werden auch stark davon beeinflusst, wo gejagt wird. Feld- und Waldjagd sind in dieser Hinsicht kaum zu vergleichen. Besser als Regeln, die man von anderen Jägern übernimmt, sind immer eigene Erfahrungswerte. Erkenntnisse, die Sie in Ihrem eigenen Revier machen, müssen nicht zwangsläufig auch bei einem anderen Jäger in einem anderen Revier anwendbar sein. Keine Statistik und kein Aberglaube schlägt deshalb Ihre eigene Revierkenntnis, die Sie sich im Laufe Ihres Jäger-Lebens zulegen.

Benjamin Wagner
Autor
Benjamin Wagner
Benjamin Wagner ist Trainer im jagdlichen und dynamischen Schießen von Kurz- und Langwaffen. Er war lange Jahre als Ausbilder in einer Jagdschule im Saarland tätig. In seiner Freizeit ist er passionierter Jäger, Falkner und Angler. Seine Spezialgebiete sind bleifreie Munition, Waffen, Zielfernrohre und das Wiederladen.

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