Hanwag Tatra II Jagdschuh im Test

Immer wieder kommt die Frage nach einem wertigen, gut aussehenden, leicht zu pflegenden und universell einsetzbaren Jagdschuh auf. Diesen liefert die Firma Hanwag aus Bayern, mit dem Hanwag Tatra II GTX, welcher wohl einer der häufigsten zur Jagd eingesetzten Schuhe ist. Auch viele unserer Jäger bei LivingActive tragen genau diesen Schuh, weil er nicht nur dem rauen Jagdalltag standhält, sondern auch ein Allrounder für viele andere Anlässe ist.
Aber warum? Dieser und weiteren Fragen möchten wir im folgenden Testbericht auf den Grund gehen.

Anmerkung: Wir tragen den Hanwag eigentlich immer, lediglich bei sehr heißen Sommertagen wechseln wir zu einer Alternative. Es gibt extra Sommerjagdschuhe, die wir allerdings an anderer Stelle testen werden. 

Ein Schuh für jede Fußform

Den Hanwag Tatra gibt es in verschiedenen Ausführungen und für jede Fußform:

• HANWAG TATRA II GTX JAGDSCHUH
• HANWAG TATRA II WIDE GTX JAGDSCHUH
• HANWAG TATRA II GTX LADY JAGDSCHUH
• HANWAG TATRA II WIDE GTX LADY JAGDSCHUH

Des Weiteren steht der Name Hanwag für einen Qualitätsschuh, was in Jägerkreisen sehr wohl bekannt ist. Die Form des Schuhes ist sehr ansprechend. Auch das verwendete Leder macht einen klassisch schönen Eindruck.

Eigenschaften des HANWAG TATRA II GTX

Der Hanwag Tatra zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

• Wasserdicht und atmungsaktiv dank Gore-Tex® Futter
• aus 100 % Nubukleder gefertigt
• Zwei-Zonen Schnürung und Zungenhaken
• Gummischutz an Spitzen und Fersen
• weicher Schaftabschluss mit Belüftungslöchern

Die technischen Details werden von Hanwag wie folgt angegeben:

• Gewicht: 1.520 g (Gewogen wurde hier ein Paar in Größe 8)
• Länge der Schnürsenkel: UK 6 – 7,5 = 160 cm | UK 8 – 9,5 = 170 cm | UK 10 – 13 = 180 cm
• Einsatzgebiet: Trekking, Jagd
• Schnitt: Mid
• ABCD Kategorisierung: BC

Die Kategorisierung sagt aus, dass sich der Schuh lt. Hersteller als stabiler Trekking-Schuh für Geröll, Waldwege, Klettersteige und der Kategorie B für felsiges Gelände, Schnee und Eis eignet. Deshalb hat er auch einen hohen Schaft, der den Knöchel schützt und eine Profilsohle mit gutem Abrollverhalten.

Made in Europe

Die Schuhe sind Made in Europe, werden also in Europa hergestellt, was ein hohes Maß an Qualität generiert. Darauf legt Hanwag auch sehr großen Wert und die herausragende Qualität sieht man bereits auf den ersten Blick. Unser Testschuh, der Hanwag GTX II, wird laut Hersteller in Ungarn und Rumänien gefertigt.

„Wir fertigen zu 100 % in Europa: für uns eine Grundvoraussetzung, um eine möglichst nachhaltige Produktion, kurze Transportwege und enge, langjährige Beziehungen zu unseren Partnern gewährleisten zu können – und somit unsere Qualität.“

HANWAG

Nachhaltigkeit

Für Hanwag bedeutet Nachhaltigkeit, Schuhe, die optisch oft sehr gut erhalten sind und lediglich die Sohle abgelaufen ist, neu zu besohlen, um so nicht den ganzen Schuh austauschen zu müssen. Das hat wiederum mehrere Vorteile: Der Umwelt zu Liebe wird dadurch weniger Müll produziert und eine Besohlung ist preisgünstiger, als das Kaufen eines komplett neuen Schuhes.

„Hochwertige Wanderschuhe zeichnen sich oft durch die sogenannte gezwickte Machart aus – oder sie sind zwiegenäht. Auch wir von HANWAG setzen bei vielen Modellen auf diese Macharten. Ein Vorteil dieser zwei Produktionsarten: Die Schuhe sind vollständig wieder besohlbar. Meist ist der Schaft des Schuhs ja noch sehr gut erhalten, wenn die Sohlen bereits abgelaufen sind. So kannst Du Deine gewohnten Schuhe viele, viele Jahre lang behalten – und nachhaltiger ist es auch. Wenn sich also die Sohle Deiner HANWAG Wanderschuhe durch Hydrolyse löst, kannst Du die Schuhe durch uns neu besohlen lassen. Dabei entfernen wir alle Reste der alten Profilsohle sowie der Zwischensohle und ersetzen sie durch neue Komponenten. Danach laufen sich deine Wanderschuhe wieder wie neu – nur eben schon perfekt eingelaufen.“

HANWAG

Anmerkung: Wenn Sie mehr über die Macharten von Hanwag Schuhen erfahren möchten, klicken Sie hier: die Macharten von Hanwag Schuhen.

Erster Eindruck

Das Nubuk Leder ist sehr schön matt, es fühlt sich leicht rau an, aber trotzdem sehr fein. Die verarbeitete Sohle ist ordentlich verklebt, hier sieht man nicht wie bei günstigeren Herstellern Klebereste oder schlechte Vernähung.

Im ersten Moment kommt einem der Schuh sehr steif vor. Dies hat sich aber nach wenigen Kilometern gegeben. Der Schuh passt sich ideal dem Fuß an und sorgt für einen stabilen Stand.

Test

Also auf zum Test. Hierzu verwenden wir einen neuen Hanwag Tatra II GTX und vergleichen diesen mit einem ca. 4 Jahre alten Tatra GTX Schuh. Der neue als auch der alte passen wie angegossen. Also, die passende Größe ausgewählt und schon kann es losgehen.

Der ältere Schuh wurde von mir gute 4 Jahre lang über Stock und Stein gequält, vom heimischen Revier als Alltags Jagdschuh, bis hin zu Reisen nach Österreich oder Italien in die Alpen – er erwies sich immer als zuverlässiger Begleiter. Dass der Schuh so lange hält, hat durchaus auch mit der richtigen Pflege zu tun. Man sieht ihm zwar an, dass er schon einige Kilometer hinter sich hat, die Qualität hat darunter allerdings nicht gelitten. Wie schon gesagt, auf die richtige Pflege kommt es hierbei an. Im Durchschnitt wurde der Schuh ungefähr alle 4 Wochen gereinigt und behandelt. Im Winter und Herbst, damit er gut Wasser dicht ist und im Sommer, damit das Leder geschmeidig bleibt. Auch wenn der Schuh in den Sommermonaten nicht so oft getragen wird, sollte man das Leder dennoch pflegen. Außerdem ist es auch für die Sohle gut, wenn der Schuh ab und zu angezogen und gepflegt wird. In unseren heimischen, saarländischen Revieren ist es oft sehr hügelig und zum Teil auch felsig, hinzu kommt ein hoher Anteil an Lehmböden. All dies muss ein solcher Schuh mit Links meistern. Gerade bei Drück- und Treibjagden benötigen wir hier in unserer Landschaft ein stabiles, zuverlässiges Schuhwerk. Der Hanwag Tatra II GTX ist hierfür prädestiniert und da er auch als Bergschuh eingesetzt werden kann, ist er für unsere Zwecke genau der Richtige.

Halt

Wichtig, gerade auch bei Drück- und Treibjagden ist ein Schuh, der ausreichenden Halt bietet und den Knöchel – gerade auch beim Umknicken – angemessen schützt. Wir haben im Saarland zwar keine riesigen Berge, dennoch benötigen wir einen Schuh, der einem beim Gehen in unwegsamen Gelände Stabilität bietet. Wenn es im Herbst und Winter zur Drückjagd Zeit eher nass ist, läuft man schnell Gefahr auszurutschen, umzuknicken oder sich das Fußgelenk durch Abrutschen zu verdrehen – hiervor schützt der Hanwag Tatra durchaus zuverlässig, selbst bei Schnee und Eis. Der gute Halt wird auch durch die Vipram Sohle gegeben, diese ist besonders fest durch Integration des Gelenkes, dies ist eine Versteifung in der Zwischensohle. Die Sohle hat ein Trekkingprofil mit Brems- und Auftrittsstollen. Der Schaft ist sehr fest, aber auch absolut beweglich. Das Oberteil des Schaftes besteht aus weicherem Leder, das sich angenehm an das Bein anschmiegt. Auch Hundeführer, die beim Treiben mitgehen, schätzen die Eigenschaften des Schuhs und insbesondere die Sohle, gerade, wenn der Jagdhund vorneweg zieht und man mithalten muss, läuft man schnell Gefahr auszurutschen. Gerade deswegen ist der Schuh nicht nur als Jagdschuh geeignet, sondern auch als Outdoor-Schuh für Hundebesitzer, die gerne längere Touren mit ihrem Vierbeiner machen und einen zuverlässigen Schuh benötigen.

Einlaufen der Schuhe

Da das Einlaufen der alten Schuhe doch schon etwas her ist und wir den Schuh bzw. gerade das Einlaufen so genau wie möglich beschreiben wollen, verwenden wir die neuen Schuhe. Anfangs ist die Sohle durchaus sehr steif, es benötigt also einige Zeit, bis die Schuhe eingelaufen sind und auch das Leder wird nach einiger Zeit hin weicher. Pauschal kann allerdings keine genaue Auskunft darüber gegeben werden, wie lange es dauert bis der Schuhe eingelaufen ist, da es hierbei auch sehr auf die zurückgelegte Strecke ankommt. Wir können aber durchaus sagen, dass der Schuh eine sehr gute Passform hat, nicht drückt und sich bis jetzt auch noch keiner von uns durch die Schuhe Blasen gelaufen hat, wodurch der Schuh direkt einsatzbereit ist. Die Schuhe können also vom ersten Tag an, zur Jagd angezogen werden. Klar kennt jeder das Gefühl von Schuhen, die man schon seit Jahren hat und genau auf den eigenen Fuß wie angegossen passen; dieses Gefühl stellt sich durchaus schnell ein.

Schnürung

Im unteren Teil der Schuhe sind die Ösen mit kleinen Kugeln versehen, die dafür sorgen, dass sich der Schuh gleichmäßig zuzieht; was unserer Meinung ein wirklich großer Vorteil darstellt.

Des Weiteren hat der neue Hanwag II GTX Zungenhaken, die dafür sorgen, dass die Zunge des Schuhs auch an Ort und Stelle bleibt und nicht verrutscht. Gerade das, ist ein Vorteil gegenüber dem älteren Modell, welches die Haken noch nicht hatte.

Die Haken am oberen Teil des Schaftes sorgen dafür, dass dieser komplett fest gezogen werden kann und absolut sicher und stabilisierend am Fuß sitzt.

Leder

Das Leder ist wie schon oben beschrieben sehr gut verarbeitet und lässt sich auch leicht pflegen. Am oberen Schaft ist das Leder weicher und mit Lüftungsöffnungen versehen.

Pflege

Care Sponge

Gepflegt wird der Schuh bei uns immer mit den Pflegemitteln, die Hanwag dazu anbietet. Hierbei wurde bei dem 4 Jahre alten Schuh hauptsächlich der Hanwag Care Sponge verwendet.

Das Pflegemittel hat folgende Eigenschaften:

• Erhält die Atmungsaktivität
• Nährt und pflegt das Leder
• Verändert die Oberfläche von Wild-, Nubuk- und anderen Lederarten nur minimal (dunklerer Farbton)
• Wasserabweisend

Hanwag gibt bei seiner Produktbeschreibung folgendes an:

„Der Hanwag Care Sponge wirkt sowohl imprägnierend als auch pflegend. Die nachhaltige Emulsion eignet sich für alle Lederarten, mit oder ohne GORE-TEX Futter.“

Das Pflegemittel, lässt sich sehr gut auftragen. Der Farbunterschied ist bei regelmäßigem Reinigen zu sehen, aber nicht störend. Wichtig ist, dass der komplette Schuh, gerade in der Saison mehrfach damit behandelt wird. So ist er absolut wasserdicht. Gerade beim Durchgehen in unwegsamen Gelände, wo es oft auch Wasserlöcher gibt, ist dies unabdingbar. Vor allem zur Drückjagdzeit, in den nassen Herbst- und Wintermonaten, ist gutes Schuhwerk äußerst wichtig.

Shoe Wax

Hanwag bietet auch ein Schuhwachs an, um die Schuhe optimal zu pflegen. Das Shoe Wax, haben wir an dem neuen Tatra II GTX getestet.

Es verspricht folgendes:

Das Hanwag Schuh Wax besteht aus Bienen-, Carnauba- und Wollwachs und ist für alle Lederarten, außer Lackleder, geeignet. Dabei ist es egal, ob das Leder mit oder ohne GORE-TEX® versehen ist.

Das Wax wurde immer mit einer Bürste oder einem Pinsel aufgetragen. Es macht den Schuh kaum speckig. Wichtig ist aber auch hier, den Schuh vor dem Einwachsen sehr gründlich zu reinigen. In der Regel handhaben wir es so, dass der Schuh nach der Jagd mit dem Gartenschlauch oder dem Druckreiniger von grobem Schmutz befreit wird. Danach wird der Schuh über Nacht getrocknet und am nächsten Tag dann mit dem Wachs behandelt. Diese Methode hat sich nun über Jahre gut bewährt.

Tipp: Damit Sie lange Spaß an Ihren Leder-Schuhen haben, sollten Sie diese, wenn sie nass sind, niemals an/unter der Heizung trocknen, da dadurch das Leder trocken wird. 

Wasserdicht

Hanwag gibt an, dass der Schuh wasserabweisend ist. Wir haben im Dauer-Test allerdings festgestellt, dass dieser durchaus wasserdicht ist und größere Pfützen kein Problem für ihn darstellen. Problematisch kann es nur dann werden, wenn Wasser von oben in den Schuh läuft.

Geräuscharme Schuhe für die Jagd

Der Hanwag GTX II ist sehr geräuscharm, wobei es auch mal zu Quietschgeräuschen kommen kann. Das kommt leider von der Zunge, die hin und wieder beim Laufen am Schaft reibt. Das Geräusch kann allerdings schnell behoben werden, indem etwas Schuhwachs auf der Stelle verteilt wird. Und schon ist das Geräusch weg, welches allerdings auch wieder kommen kann. Wird der Schuh aber regelmäßig gepflegt und das Leder dadurch schön geschmeidig, können alle störenden Geräusche vermieden werden.

Einlegesohle

Die Einlegesohle ist sehr angenehm und weich und hat eine sehr gute Passform, die den Fuß stabilisiert. Sie ist herausnehmbar, wodurch sie schnell und einfach ausgetauscht oder aber zum Trocknen und Auslüften entnommen werden kann.

Der Schuh im Frühjahr

Im Frühjahr ist der Schuh genau richtig. Meist ist es hier feucht und noch nicht richtig warm. Hier eignet er sich zum Ansitz und zur Pirsch. Er ist also ein ständiger Begleiter, der seinen Dienst tut. Ist es noch frisch und kalt, hält der Schuh auch durchaus gut warm.

Der Schuh im Sommer

Im Sommer kommt es auf die Temperatur an, gerade im Hochsommer, ist der Schuh doch etwas zu warm. Trotzdem wird er hier nach dem Ansitz bevorzugt, sollte es doch einmal zu einer längeren Nachsuche kommen, bei der man einen stabilen Schuh benötigt.

Der Schuh im Herbst

In der Übergangszeit ist der Schuh wieder ideal. Auch hier ist es meist nicht mehr so warm, aber verregnet. Der Schuh bietet auf dem nassen Laub Standfestigkeit und durch die Vipram Sohle ist die Gefahr auszurutschen sehr gering.

Der Schuh im Winter

Im Winter ist der Schuh sehr gut einzusetzen. Er bietet Halt im Schnee und ist auch verlässlich bei Eis. Bei längeren Ansitzen, bietet er allerdings nicht den richtigen wärmenden Schutz, wie es bspw. ein mit Schafwolle gefütterter Schuh tut. Hier ist es aber auch so, dass der Schuh immer griffbereit zu Hause oder im Auto ist, sollte es zu Nachsuchen oder ähnlichem kommen, wobei man den dicken Winterstiefel nicht gebrauchen kann.

Tipp: In der kälteren Jahreszeit empfehlen sich Merino Wollsocken in den Schuh anzuziehen, diese verbreiten eine wohlige Wärme und haben uns in der Vergangenheit schon treue Dienste erwiesen. Gerade, wenn es wirklich kalt ist, sind solche Socken sehr sinnvoll.

Fazit

Der Hanwag Tatra II ist ein absoluter Allrounder und das, nicht nur als Jagdschuh. Er ist jedem Jäger zu empfehlen und stößt tatsächlich nur in Extremsituationen, wie sommerlicher Hitze oder winterlichen tiefen Minusgraden beim Ansitz, an seine Grenzen. Diese Extremsituationen möchten wir gerne in weiteren Tests beschreiben, in denen wir dann auf die verschiedenen Jahreszeiten weiter eingehen.