Bushcraft & Survival Fertigkeiten. Darauf kommt es an.

Unterwegs im Wald oder Überleben in der Wildnis ist wohl der erste Gedanke, der uns kommt, wenn wir mit den Begriffen Bushcraft oder Survival konfrontiert werden. Auf irgendeine Art ist man hier also im Wald bzw. in der Natur unterwegs. Doch wo liegen die Unterschiede zwischen den beiden Bezeichnungen Bushcraft und Survival und was sind die wichtigsten Skills, die man für das Leben bzw. Überleben in der Natur und Wildnis überhaupt benötigt?

Eine eindeutige Abgrenzung der beiden Begriffe ist nicht immer klar auszumachen. Oft sind die Inhalte die gleichen und lediglich der Grund, warum man sich mit diesen Fertigkeiten beschäftigt, lässt hier, einen Unterschied zu. Hinzu kommen noch individuelle Ansichten, was das Ganze etwas schwieriger gestaltet. Da wir generell in einer Gesellschaft aufwachsen bzw. aufgewachsen sind, in der wir uns keine Gedanken um die Beschaffung von Nahrung und Wasser außerhalb eines Ladengeschäftes machen müssen, erscheint es uns im ersten Moment vielleicht fremd, uns Skills anzueignen, die uns das Überleben in der Wildnis sichern. Doch was wäre, wenn der neuzeitliche Alltag gestört wird und wir plötzlich und unvorbereitet ohne Erfahrungen in der Natur unterwegs sind bzw. unterwegs sein müssen?

Bushcraft vs. Survival – Begriffsabgrenzung

Was ist Bushcraft: das Entfliehen aus dem Alltag

Beim Bushcrafting geht es darum, dem Alltag zu entfliehen und sich fernab der Zivilisation in der Natur wohlzufühlen. Bushcraft bedeutet sinngemäß übersetzt Wildnishandwerk und ist mit der Fähigkeit in der Natur/ Wildnis alleine überleben oder einen längeren Aufenthalt überstehen zu können, gleichzusetzen. Dabei leitet sich Bush von Busch, Strauch, Gebüsch und craft von Handwerk, Geschicklichkeit oder auch Fertigkeit ab. Man möchte also mit dem, was man hat, auch bestmöglich beim Naturaufenthalt auskommen und sich möglichst gut einrichten. Hier steht allerdings nicht, wie beim Survival, das Überleben im Vordergrund, sondern ein gutes Leben im Wald/ der Natur, mit möglichst wenig Ausrüstung und primitiven Skills. Der Aufenthalt ist hierbei freiwillig und kann auch jederzeit beendet werden, wodurch es sich eher um eine Freizeitaktivität handelt, die betrieben wird. Das langfristige Ziel beim Betreiben von Bushcraft ist es, mit immer weniger Ausrüstung zurechtzukommen. Zusätzlich widerspiegelt sich beim Bushcrafting auch die Einstellung zur Natur, die als Lebensraum, der einem beim Überleben hilfreich sein kann, angesehen wird, mit der man sich verbunden fühlt und die man schätzt und achtet.

Was ist Survival: das Überleben im Ernstfall

Beim Survival hingegen geht es um das nackte Überleben, wie der englische Begriff bereits erahnen lässt, fasst er Kenntnisse und Fähigkeiten zusammen, die das vorübergehende Überleben in einer Notsituation und mit wenigen bis keinen Hilfsmitteln ermöglichen soll. Überleben bedeutet also, den Tod zu vermeiden und am Leben zu bleiben und das unter Umständen, die sicherlich extrem schwierig sein können. Survival ist deswegen ein Muss-Zustand, den wir nicht unbedingt freiwillig gewählt haben, sondern der durch Szenarien wie bspw. Katastrophen entstehen kann. Es ist also wichtig, dass wir auf mögliche Eventualitäten vorbereitet sind und wissen, was wir im Extremfall für Optionen haben. Der Unterschied zwischen Bushcraft und Survival liegt also in der Anschauung und der Einstellung zur Natur und darin, dass das Überleben gesichert ist. Beim Survival muss man mit einem möglichst geringem Einsatz von Energie und Dingen, die man dabei hat und findet, auskommen, weshalb man in der Regel auch kaum Ausrüstung mit sich trägt. In erster Linie geht es beim Betreiben von Survival Training also darum, Grundbedürfnisse absichern zu können und für den Ernstfall bestens vorbereitet zu sein.

Fähigkeiten für Bushcraft

Die wichtigsten Skills beim Bushcrafting sind:

  • Fertigkeit Feuer zu machen, am besten mit Hilfsmitteln aus der Natur oder einem Feuerstarter
  • Umgang mit wenigen Werkzeugen
  • Nahrungsbeschaffung und Nahrungszubereitung
  • Wasserbeschaffung und Methoden der Wasseraufbereitung und Gewinnung
  • Herstellung von Möbeln, Hilfsmitteln und Anderem






Fähigkeiten für Survival

Die wichtigsten Skills beim Überleben, mit wenig bis keinen Hilfsmitteln, sind:

  • Wasserbeschaffung und Methoden der Wasseraufbereitung und Gewinnung
  • Nahrungsbeschaffung, Nahrungszubereitung und hilfreiche Fertigkeiten zum bsp. für den Fallenbau, zur Köderbeschaffung und dazu Jagdwaffen oder ähnliches selber bauen zu können
  • Fertigkeit Feuer zu machen, nur mit Hilfsmittel aus der Natur
  • Fertigkeit einen Unterschlupf bzw. eine behelfsmäßige Unterkunft bauen zu können
  • Fertigkeit sich orientieren zu können
  • Training der physischen Belastbarkeit und Überlebenstraining in verschiedenen Extremsituationen wie bspw. unter extremen Bedingungen wie Kälte, Nässe und Hitze
  • Training zur Verteidigung und Herstellung von Waffen für die Verteidigung

Was benötigt man für?

Bushcraft: Die 6 wichtigsten Ausrüstungsgegenstände

  1. Bushcraft Rucksack: zur Ausrüstungsaufbewahrung
  2. Bushcraft Messer: als Werkzeug bspw. als Hilfsmittel zur Herstellung von Gegenständen
  3. Magnesium – oder Feuerstarter: zur Erleichterung beim Feuer machen
  4. Unterkunft: Zelt, Plane oder Tarp zum Schutz vor Regen und Kälte
  5. Kleidung/ Schuhe: robuste, wasserdichte Kleidung und festes Schuhwerk sind unabdingbar
  6. Nahrung: am besten eignet sich staubdicht, verpackte Notnahrung

Survival: Der 5 Punkte Überlebens-Plan

  1. Aufmerksamkeit: Beim Survival ist eines der wichtigsten Dinge, aufmerksam zu sein und seine Umgebung konzentriert wahrzunehmen, um bspw. geschützte Schlafplätze zu finden oder um Wildtiere und deren Jagdreviere zu entdecken und so meiden zu können.
  2. Schutz: Wurde ein geeigneter Schlafplatz entdeckt, ist es anschließend wichtig, für Schutz zum sicheren Schlafen zu sorgen.
  3. Wasser: Im nächsten Step muss Wasser gefunden werden und mit einem Behältnis zum Lager transportiert werden.
  4. Feuer: Ein Feuer ist unabdingbar für die Nahrungszubereitung und zur Lieferung von Wärme in der Nacht oder an kalten Tagen.
  5. Nahrung: Da wir über mehrere Tage ohne Nahrung auskommen können, ist die Nahrungsaufnahme der letzte Punkt des Überlebens-Plans.

Tipps und Tricks für Bushcraft und Survival

  • Trocken halten: Am wichtigsten ist es, sich trocken zu halten und das richtige Material für die Kleidung zu wählen. Vermeiden Sie deshalb unbedingt Baumwolle. Sie sollten auch darauf achten, dass Sie Ihren Körper, aber insbesondere Ihre Füße trocken halten. Denn nasse Kleidung am Körper führt zum Wärmeverlust und auch schneller zur Unterkühlung und an den Füßen entstehen durch Feuchtigkeit oder Nässe sehr schnell Blasen. Trocknen Sie deshalb regelmäßig Ihre Kleidung und Schuhe. Sollten Sie ein Zelt oder einen Schlafsack mit sich führen, gilt für Ihre Ausrüstung natürlich das Gleiche.
  • Warm halten: Sollten Sie nachts frieren, ist ein Feuer die beste Wahl. Sollte es Ihnen nicht möglich sein in unmittelbarer Nähe des Feuers zu schlafen oder Sie frieren trotz des Feuers, bietet sich eine natürliche „Wärmflasche“ an, die Sie dann in Ihrem Unterschlupf verwenden können. Dazu erhitzt man einen Stein mittlerer Größe vor dem Schlafengehen mindestens 30 Minuten im Feuer. Regelmäßiges Wenden nicht vergessen, damit der Stein auch an allen Seiten erhitzt wird. Diesen können Sie danach ganz einfach in ein Kleidungsstück einwickeln und so als Wärmflasche nutzen.
  • Angenehm schlafen: Schlafen Sie auf keinen Fall in einer Mulde, denn hier sammelt sich die Kälte und man wird mit einem sehr unangenehmen, kalten Klima, das schlecht für den Schlaf ist, konfrontiert.
    Weiterhin sollten Sie Ihren Kopf schützen, um angenehm schlafen zu können und nicht zu frieren, da bekanntlich ein Großteil der Körperwärme durch die Kopfoberfläche verloren geht.
  • Mückenplage bekämpfen: Wer kennt es nicht, nervige Stechmücken, die besonders gerne in der Abenddämmerung auftauchen und dann zu einer richtigen Plage werden. Gerade dann, wenn man im Freien übernachtet, kann das richtig unbequem sein. Abhilfe schafft hier das Feuer, dass durch den Rauch lästige Mücken fernhält. Sollte das Feuer alleine nicht ausreichen, kann der Unterschlupf zusätzlich ein geräuchert werden.
  • Notbeleuchtung: Mit Birkenrinde, die um einen Stock gewickelt wird, kann ganz leicht eine Fackel gebaut werden, die als Notbeleuchtung dient.
  • Wasser: Sollten Sie Wasser benötigen, ohne die Möglichkeit zu haben, dieses vorher zu filtern oder abzukochen, empfiehlt es sich kaltes, klares Wasser aus Bächen zu trinken, da sich hier Bakterien und Viren nicht so wohlfühlen.
  • Wasserfilter selbst bauen: In einer absoluten Notsituation, können Sie sich ganz einfach und schnell einen Wasserfilter selber bauen. Dazu benötigen Sie lediglich einen Strumpf, den Sie mit Sand, Kies, Stöcken, Asche von Ihrer Feuerstelle, Gräsern usw. füllen. Dann können Sie das Wasser einfüllen und es durch den Strumpf filtern. So werden Schwebestoffe abgefangen, allerdings keine Viren und Bakterien. Um absolut sicherzugehen, kochen Sie das Wasser immer ab.
  • Mundhygiene: Ihre Mundhygiene können Sie auch dann vollziehen, wenn Sie keine Zahnbürste und Zahnpasta mit sich haben. Dazu nehmen Sie einfach Asche aus ihrer Feuerstelle und putzen sich mit dem Finger oder einem Stöckchen, dass Sie vorher an einer Seite komplett auffasern ganz einfach die Zähne.
  • Fertigkeiten erlernen: Um bestmöglich gerüstet zu sein, sollten Sie sich stetig Fähigkeiten aneignen und diese immer wieder festigen. Bspw. Ist es sehr hilfreich, wenn Sie wissen, wie man verschiedene Hilfsmittel selber baut. Fertigkeiten zur Nahrungsbeschaffung und bauen von Hilfsmitteln stehen auf der Liste ganz oben.
  • Schwierigkeiten beim Feuer machen: Sollten Sie nicht gelernt haben, aus natürlichen Hilfsmitteln ein Feuer zu entzünden, sollten Sie auf jeden Fall einen Feuerstarter mit sich führen, der Ihnen das Feuer machen enorm erleichtert. Allerdings kann es auch bei Nässe oder feuchtem Klima mit einem Feuerstarter schwierig werden Feuer zu machen, weshalb es sich empfiehlt entweder Zunder mit sich zu führen oder auf natürlichen Zunder zurückzugreifen. Stark harzige Nadelhölzer und Birkenrinde eignet sich hierzu wirklich gut. Beachten müssen Sie allerdings, dass dabei keine Glut gehalten wird.

Exkurs: Welche Feuerarten gibt es?

  • Gitterfeuer: Man stapelt locker aufeinander gelegte, klein gespaltene Hartholzstücke (Buche, Nadelholz, Birke) auf zwei großen Hartholzstücken (Eiche) auf, damit sich das Feuer länger hält. Außerdem gibt ein Gitterfeuer die Wärme kräftig nach allen Seiten ab und hat eine starke Flamme.
  • Balkenfeuer: Man schlägt 4 kräftige Pfosten in die Erde, zwischen denen kleinere Baumstammstücke gestapelt werden können. Dazwischen können dann leicht brennbare Materialien wie bspw. Zunder geschoben werden, um das Feuer am untersten Stamm einfacher zu entzünden. Das Feuer wandert dann von einem Stamm zum anderen und entwickelt eine schöne, kräftige Wärme.
  • Sternenfeuer: Beim Sternenfeuer werden mehrere trockene Holzstämme an Ihren Enden, sternförmig angeordnet und aufeinander gelegt, um darunter dann das Feuer zu entfachen. Das Feuer brennt länger, da von Zeit zu Zeit die Holzstämme von außen nach innen nachgeschoben werden müssen.
  • Grubenfeuer: Ein Feuer, das in einer Grube errichtet wird, die Wärme nach oben abgibt und sehr langsam abbrennt. Dazu wird eine Grube ausgehoben und Holzstücke dicht nebeneinander an der Wand der Grube aufgestellt, um es anschließend mittig zu entfachen.
  • Jägerfeuer: Auf zwei parallel liegenden Steinen oder Hölzern werden drei Hölzer kreuzförmig gelegt und diese dann an der Kreuzungsstelle entzündet. Das Feuer hat eine geringere Hitzeentwicklung, brennt allerdings langsam, da es peu à peu von außen nach innen nachgeschoben wird.
  • Kaminfeuer: Es werden an zwei schräg in die Erde geschlagenen Hölzern, 4 kräftige kleinere Hölzer aufeinandergestapelt, gelehnt und unter dem untersten wird das Feuer entzündet. Dadurch wandert das Feuer von unten nach oben und es rollen automatisch Hölzer nach, sobald das unterste Holz verbrannt ist. Auch dieses Feuer brennt langsam ab und entwickelt eine gute Hitze.

Wie verhalte ich mich bei Gewitter?

  • Niemals komplett auf den Boden legen, sondern Beine in der Hocke eng an den Körper drücken und sich so klein wie möglich machen.
  • Immer Abstand zu hohen Gegenständen halten, da diese von Blitzen magisch angezogen werden. Mulden, Gräben, Erdlöscher sind sicherer während eines Gewitters. Also vermeiden Sie auf jeden Fall die Nähe zu Bäumen währenddessen.
  • Zählen Sie mit. Wie lange dauert es, bis nach dem Blitz der Donner zu hören ist? Denn ein Gewitter gilt als wirklich gefährlich, wenn es näher als 3 Kilometer entfernt ist. Gerade dann sollten Sie sich besonders vor Blitzeinschlägen schützen. Als Richtwert können Sie ca. 3 Sekunden für 1 Kilometer ansetzen.
  • Sicherheit erhöhen und Isolation nutzen. Indem Sie sich auf einen Gegenstand wie bspw. ein Kleidungsstück setzen bzw. besser noch hocken, erhöhen Sie zusätzlich Ihre Sicherheit.
  • Gewitter an der Küste: Unterschätzen Sie nicht die Gefahr eines Gewitters durch Blitzschlag und Sturm an der Küste. Denn hier sind die Sturmböen am Ufer umso heftiger als auf dem Land.

Wie verhalte ich mich in einem Fluss?

  • Sollten Sie einmal beim Survival oder Bushcraft Training in einen Fluss fallen, ist die sicherste und energiesparendste Schwimmlage auf dem Rücken und mit den Füßen voran.
  • Sparen Sie Kräfte durch diese Schwimmlage und lassen Sie sich treiben.
  • Sie sollten das Ufer meiden, in der Mitte des Flusses schwimmen und sich nicht gegen die Strömung wehren. Stattdessen sollten Sie die Strömung nutzen und sich flussabwärts treiben lassen, bis Sie eine Stelle ausfindig gemacht haben, an der Sie schräg und langsam Richtung Ufer kommen, um aus dem Wasser steigen zu können.
  • Achten Sie auf Gegenstände und Äste im strömenden Gewässer und versuchen Sie diesen dringend auszuweichen. Denn vor und hinter ihnen können sich tückische Wirbel bilden, die schnell zur Todesfalle werden können.

Fazit

In diesem Beitrag haben wir die Begriffs-Unterschiede zwischen Bushcraft und Survival verdeutlicht, Ihnen dazu die wichtigsten Fertigkeiten aufgelistet und Sie mit den zugehörigen Tipps und Tricks versorgt. Während es beim Bushcrafting vielmehr um eine Freizeitbeschäftigung geht, zielt Survival darauf ab, im Ernstfall in der Wildnis über längere Zeit überleben zu können. Wir sind der Ansicht, dass Übung den Meister macht und je mehr Erfahrungen Sie beim Bushcrafting sammeln, umso so besser können Sie im Survival sein, da Bushcraft und Survival viele Berührungspunkte haben. Mors Kochanski, ein polnisch-kanadischer Survival-Instructor, bringt das mit seiner Definition für Bushcraft exakt auf den Punkt: „The more you know, the less you carry.“ Und so ist es auch, es geht nicht darum, die meiste Ausrüstung dabei zu haben, sondern darum, sich mit den Techniken auseinander zu setzen und diese zu erlernen, mithilfe derer man dann Teile der Ausrüstung einsparen kann.

Carina Neumann
Autor
Carina Neumann
Carina ist leidenschaftliche Jagdhundefotografin und liebt es Jagdhunde bei ihrer Arbeit fotografisch zu begleiten. Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit Hundetraining und unterstützt Jäger bei der Ausbildung ihrer Jagdhunde zur Brauchbarkeit.