Zielfernrohr richtig einschießen/ einstellen: Tipps und Tricks

Ob ein Schuss tatsächlich dort ankommt, wo hingezielt wurde, hängt in erster Linie davon ab, ob Waffe, Visierung und Munition miteinander im „Einklang“ stehen. Erst wenn diese Parameter anständig zusammen wirken, kann mit dem Anschlag, der Zieltechnik und der Abzugstechnik der Schuss weiter beeinflusst werden. Damit allerdings Waffe, Visierung und Munition auch bestens zusammen funktionieren, müssen diese aufeinander eingestellt werden.
In diesem Beitrag liegt das Hauptaugenmerk auf dem Einstellen des Zielfernrohres zur Waffe, diese Technik nennt sich „Einschießen“ und sollte im jagdlichen Bereich, sowie allen anderen Bereichen, in denen Zielfernrohr und Waffe zum Einsatz kommen, zu den Grundfertigkeiten eines jeden Anwenders gehören. Dabei muss das Einschießen des Zielfernrohres nicht immer dem Büchsenmacher überlassen werden. Wie Sie Ihr Zielfernrohr richtig einschießen und was Sie dabei beachten sollten, erläutern wir Ihnen im nachfolgenden Beitrag.

Wann ist das Einschiessen der Waffe notwendig?

Beim Wechsel auf eine andere Munitionssorte, bei einer Änderung an der Montage, beim Kontrollschuss der Waffenkombination, nach jeder Änderung an den drei Hauptparametern (Gewehr, Visiereinrichtung, Munition) und auch bei Schalldämpfern oder Mündungsbremsen, muss es zunächst zum Kontrollschuss kommen und mit diesem – wenn das Ergebnis nicht zufriedenstellend ist – möglicherweise auch zum Einschießen von Waffe und Visiereinrichtung.

Durchführung von Kontrollschüssen

Ort

Der Kontrollschuss sollte, wenn möglich, auf einem geeigneten Schießstand durchgeführt werden. Hierbei ist die Entfernung zum Ziel nicht allzu wichtig, 100 m Fleck oder GEE können auf einem 25 m – oder 50 m Stand genauso durchgeführt werden, wie auf einem 100 m Stand.
Bei Visieren mit geringer Vergrößerung oder keiner Vergrößerung (Rotpunktvisiere) ist ein 25 m Stand zu bevorzugen.

Natürlich ist es für den Jäger auch möglich, den Kontrollschuss im eigenen Revier durchzuführen (allerdings müssen hier die gesetzlichen Bestimmungen beachtet werden).

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Weiteres Material

  • Stift
  • Lineal

Anschlagart

Eingeschossen werden sollte in der möglichst stabilsten Position, dies wäre liegend oder auch sitzend, am besten an einem Einschießtisch. Eine Hand befindet sich am Abzug, die andere am Vorder- oder Hinterschaft. Die Schaftkappe ist in die Schulter gezogen, beide Arme liegen auf.

Waffenauflage

Das Gewehr sollte auf Vorder- und Hinterschaft stabil aufliegen und so frei in Position bleiben, sodass das Absehen auch ohne den Schützen im Ziel liegt.
Wichtig fürs Anschießen im Revier ist dabei, dass sich Ziel und Laufseele in einer Verlängerung befinden, also nicht runter- oder hochgeschossen wird.

Kontrollgruppe schießen

Um die momentane Treffpunktlage der Waffenkombination zu ermitteln wird eine Kontrollgruppe von min. drei oder noch besser fünf Schuss abgegeben. Dazu zielt man immer auf denselben Haltepunkt und gibt in ruhiger Folge die Schüsse der Kontrollgruppe ab. Wenn alle Schüsse der Gruppe ruhig und ohne „Mucken“ abgegeben werden konnten, ist die Gruppe auszuwerten. Bei der Verwendung unserer Einschießscheibe können sie verschiedene Absehen immer wiederholgeneu auf denselben Haltepunkt überein bringen und so die Qualität der Kontrollgruppe hochhalten.

Kontrollgruppe bewerten

Als gut ist eine Kontrollgruppe zu bewerten, wenn sie auf 100 m eine max. Streuung von ca. 6 cm hat (auf 50 m/3 cm, 25 m/1,5 cm). Sind diese Werte trotz der Prämisse, dass Anschlag, Schussverhalten und Abkommen gut waren, nicht zu erreichen, muss etwas an den Parametern Waffe, Munition, Visier oder Anbauteile geändert werden.

Zielfernrohr einstellen und Korrektur des Treffpunktes

Liegt die Kontrollgruppe nicht im gewünschten Ziel, muss nun der Haltepunkt auf den Treffpunkt eingestellt werden, in dem man durch die Höhen- und Seitenverstellung des Zielfernrohres das Absehen verstellt und diese Punkte übereinander bringt. Dazu ermittelt man die Mittelpunktlage der Kontrollgruppe und misst von dieser in der horizontalen und vertikalen Ebene die Entfernung zum Haltepunkt. Jetzt wird an den Verstelltürmen des Zielfernrohres die ermittelte Abweichung eingestellt, Höhenturm für die vertikale Abweichung und Seitenturm für die horizontale Abweichung.

Drehrichtung

Man kann sich merken, dass sich die Treffpunktlage in die Richtung verschiebt, in die man dreht. Also schaut man sich vor dem ersten Klick die Richtungsangaben an den Verstelltürmen an. Dreht man in Pfeilrichtung rechts, verschiebt sich die Treffpunktlage nach rechts und dreht man in Pfeilrichtung hoch, verschiebt sich die Treffpunktlage nach oben!

Drehweite

Nachdem wir ja wissen, wie weit wir die Treffpunktlage verschieben wollen und in welche Richtung gedreht werden muss, ist es wichtig zu wissen, wie weit sich die Treffpunktlage bei einem Klick verschiebt. Diese Angabe sollten wir ebenfalls auf den Verstelltürmen finden, die sich meist auf 100 m oder 100 Yards beziehen sollten.

Skalierung1 Click = 1 cm/ 100 Meter1 Click = 1/4 MOA/ 100 Meter1 Click = 1/8 MOA/ 100 Meter
Entfernung: 50 MeterVerstellung: 0,5 cmVerstellung: 0,36 cmVerstellung: 0,18 cm
Entfernung: 100 MeterVerstellung: 1 cmVerstellung: 0,73 cmVerstellung: 0,36 cm
Entfernung: 150 MeterVerstellung: 1,5 cmVerstellung: 1,1 cmVerstellung: 0,55 cm
Entfernung: 200 MeterVerstellung: 2 cmVerstellung: 1,45 cmVerstellung: 0,73 cm
Entfernung: 250 MeterVerstellung: 2,5 cmVerstellung: 1,81 cmVerstellung: 0,91 cm
Verstellung eines Klicks bei entsprechender Skalierung der Höhen- und Seitenverstellung des Zielfernrohrs


Beispiel 1:
Die Kontrollgruppe liegt 5 cm hoch und 3 cm rechts vom Haltepunkt, die Entfernung zum Ziel beträgt 100 m. Das Zielfernrohr hat eine Klickverstellung von 0,1 MRAD = 1 cm/ 100 m. Also 5 Klicks runter und 3 Klicks links an den Verstelltürmen einstellen.


Beispiel 2:
Die Kontrollgruppe liegt auch 5 cm hoch und 3 cm rechts vom Haltepunkt und das Ziel liegt wieder auf 100 m, allerdings hat das Zielfernrohr eine Klickverstellung von 1/4 MOA, was 0,73 cm/ 100 m bedeutet. Jetzt teilt man die Abweichung durch den Verstellbereich von 0,73 cm, um die benötigte Klickzahl zu errechnen. Höhe 5 cm : 0,73 cm = 7 Klicks runter, rechts 3 cm : 0,73 cm = 4 Klicks nach links. Nun wird eine weitere Kontrollgruppe geschossen, sollte diese noch nicht im gewünschten Haltepunkt liegen, wird wie vorher beschrieben verfahren und der gesamte Vorgang entsprechend wiederholt.

Einschießen auf kurzen Entfernungen

Wird die Waffenkombination auf einer kürzeren Entfernung eingeschossen, muss die Klickzahl nur im Verhältnis zur Zielentfernung erhöht werden.
Bei 50 m x 2 bei 25 m x 4.

In unserem Beispiel 1 auf 50 m: 10 Klicks hoch und 6 Klicks rechts.
Im Beispiel 2 auf 25 m: 28 Klicks hoch und 16 Klicks rechts.

Vor der Auswahl des gewünschten Treffpunkts ist hierbei zu beachten, dass durch die gekrümmte Flugbahn des Geschosses, der Treffpunkt auf den unterschiedlichen Entfernungen natürlich auch unterschiedlich ausfällt. Fleck oder GEE auf 50 m sind nicht Fleck oder GEE auf 100 m oder 200 m. Um den gewünschten Treffpunkt auf den unterschiedlichen Entfernungen richtig zu wählen, sieht man sich die ballistischen Daten der gewählten Munition an, die meist auf der Schachtel der Patronen in einer Tabelle aufgeführt sind. Oder man greift auf eine der zahlreichen Ballistik Apps zurück, um dort die gewünschten Informationen zu erhalten.

Beispiel: RWS .308 HIT 10,7 g/ 165 grs laut Datenblatt bei einem Fleckschuß auf 100 m wäre der Trefferpunkt bei 50 m 0,5 cm tief, auf 150 m 3,8 cm tief.

Probleme beim Einschießen – Tipps und Tricks

PROBLEM: Erster Schuss nicht auf der Scheibe
Tipp: Verkürzen Sie die Distanz auf 25 m und stellen Sie den Treffpunkt grob auf Tiefschuss 2-4 cm unter Fleck ein. Anschließend können Sie wieder auf Ihre gewünschte Distanz gehen.

PROBLEM: Waffe streut plötzlich
Tipp: Zielfernrohr, Montage auf festen Sitz kontrollieren, Schalldämpfer dazu noch auf Beschädigungen (Kontakt durch das Geschoss) prüfen.

PROBLEM: Entfernung zum Ziel nicht bekannt
Tipp: Wenn die Entfernung zum Ziel nicht bekannt ist, z.b. im Revier, sollte man die Einstellung des Zielfernrohrs so vornehmen, dass das Absehen vom Haltepunkt aus über die Verstelltürme in die Treffpunktlage verschoben wird. Dabei ist zu beachten, dass sich das Gewehr beim Drehen an den Verstelltürmen nicht bewegt.

Zusammenfassung

Ändert sich eine der relevanten Komponenten der Waffenkombination, ist auf jeden Fall ein Kontrollschuss nötig. Dieser sollte unter den jeweils bestmöglichen Bedingungen durchgeführt werden, Zeit und Ruhe sollten dabei Pflicht sein, um so kein falsches Ergebnis zu erhalten. Ist eine Korrektur notwendig, sollte eine Einschussscheibe verwendet werden, um es sich so einfach wie möglich zu machen. Schon vor der praktischen Ausführung sollten die Verstellbereiche – Klickverstellungen des Visiers in Bezug auf die Entfernung – klar sein, damit Zeit und Munition durch Fehlversuche erspart werden. Welcher Treffpunkt gewählt wird, ob Fleck oder GEE ist jedem selbst überlassen und richtet sich nach den Bedürfnissen des Schützen selbst. Wichtig ist, dass die Waffenkombi zusammen gut aufeinander abgestimmt ist, damit das Ergebnis brauchbar für den jeweiligen Einsatzzweck ist. Der Kontrollschuss ist nicht die Aufgabe des Büchsenmachers und sollte von jedem Schützen selbst durchgeführt werden, denn der Schütze selbst ist ein wichtiger Teil der Waffenkombination und von ihm hängt es auch maßgeblich ab, wie das Trefferbild ist. Die Durchführung des „Einschießen“ ist immer die gleiche, egal ob Luftgewehr, Kleinkaliber- oder Großkaliber Waffen.

Sven Hetterscheidt
Autor
Sven Hetterscheidt
Sven ist Outdoor-Enthusiast und Spezialist für taktische Waffen, Optiken und deren praktischen Einsatz. Er ist begeisterter Jäger mit besonderer Vorliebe für die Pirsch. Neben Waffen und Optiken gehört auch die Montage und das Einschießen von Waffen zu seinem Fachgebiet.

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